Zebras bleiben sich treu

Der THW Kiel hat seine Führung in der Handball-Bundesliga ausgebaut: Am Sonntag besiegten die Kieler im Spitzenspiel den TBV Lemgo mit 33 : 23 (18 : 11) und bleiben damit als einzige Mannschaft der Bundesliga ungeschlagen

Im Augenblick des Triumphes mahnte Stefan Lövgren, der Kapitän des Handball-Rekordmeisters THW Kiel, zur Vorsicht. „Ich glaube nicht, dass es auf einen Zweikampf um die Meisterschaft zwischen uns und Flensburg hinauslaufen wird. Hamburg kommt jetzt in Schwung. Wenn wir Mitte Dezember in Flensburg verlieren, ist der HSV wieder dabei“, sagte die 38 Jahre alte Leitfigur der „Zebras“, die im Spitzenspiel in der ausverkauften ehemaligen Ostseehalle den TBV Lemgo mit 33 : 23 (18 : 11) förmlich überrannten. Kiel bleibt in der Bundesliga das Nonplusultra.

Es war ein Mal mehr ein Wochenende ganz im Sinne des Rekordmeisters. Kiel marschiert in der Tabelle vorn weg – und immer weniger Klubs können folgen. Gleich zwei Mannschaften haben sich, zumindest für das Erste, aus dem Kampf um die Meisterschaft verabschiedet. Am Sonntag der TBV Lemgo durch die Niederlage in Kiel und auch der bisherige Tabellendritte HSG Nordhorn-Lingen, der am Samstag sein Heimspiel gegen den HSV Hamburg mit 29 : 33 verloren hatte. Auch wenn Lövgren es etwas anders sieht, derzeit taugt nur die SG Flensburg-Handewitt zum Herausforderer des THW. Kiel kann jetzt 21 : 1 Punkte vorweisen, Flensburg 17 : 3 Zähler.

Die stärkste Mannschaft neben dem THW Kiel ist aktuell der HSV. Allerdings haben sich die Hamburger zum Saisonbeginn um fast all ihre Chancen gebracht, als sie blamable Niederlagen beim Aufsteiger Dormagen und bei der TV Großwallstadt hinnehmen mussten. Erst jetzt, nach knapp einem Drittel der Saison, hat sich das Hamburger Star-Ensemble zu einer Einheit entwickelt, nur ist der Gewinn der Meisterschaft angesichts von sieben Minuspunkten kaum noch möglich.

Kiel bleibt sich auch in der ersten Saison ohne den langjährigen Erfolgstrainer Noka Serdarušić treu. Zu einem Bruch hat der Wechsel auf der verantwortlichen Position nicht geführt. Die Mannschaft macht unter Trainer Alfred Gislason dort weiter, wo sie unter Serdarušić aufgehört hat. 15 Jahre lang trainierte Serdarušić den THW. Lediglich das erste Saisonspiel, als der Rekordmeister zu Hause nicht über ein 28 : 28 gegen den Aufsteiger TSV Dormagen hinauskam, erzeugte im Umfeld leichte Zweifel daran, ob es unter Gislason ähnlich erfolgreich weitergehen würde. Serdarušić war am Sonntag im Heimspiel gegen Lemgo zum ersten Mal nach seiner Absetzung als THW-Trainer in der Halle und wurde dort vor dem Spielbeginn von den Zuschauern gefeiert. „Für mich ist es schön, dass er hier war und dass er gesund ist“, sagte Gislason, der Sieg für Sieg aus dem langen Schatten seines Vorgängers hervortritt.

Gegen Lemgo, den bisherigen Tabellenzweiten, lief alles sehr viel entspannter als gedacht. Kiel führte schon zur Pause mit 18 : 11. „Ich war überrascht, wie deutlich es war. Daher habe ich in der Pause noch einmal nachgefragt, ob wir wirklich so hoch führen“, sagte Nationalspieler Dominik Klein. Auch nach der Pause geriet der Heimsieg der „Zebras“ zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Allein Kreisläufer Marcus Ahlm steuerte zehn Tore zu dem 33 : 23-Erfolg bei. „Wir haben sehr gut gespielt. Vielleicht war das unsere beste Leistung in dieser Saison“, lobte Gislason. Weitere Steigerungen sind nicht ausgeschlossen.

CHRISTIAN GÖRTZEN