London ändert Strategie

Kurz vor Kelly-Untersuchungsbericht wartet die britische Regierung mit neuer Rechtfertigung für Irakkrieg auf

BRÜSSEL afp ■ Zwei Tage vor Veröffentlichung des Abschlussberichts zur Kelly-Affäre hat London seine Strategie zur Rechtfertigung des Irakkrieges geändert. Der Einmarsch sei auch ohne Belege für irakische Massenvernichtungswaffen gerechtfertigt, sagte Außenminister Jack Straw gestern in Brüssel. Der damalige irakische Machthaber Saddam Hussein habe ganz offensichtlich UN-Resolutionen missachtet, sagte Straw zur Begründung.

Die Entscheidung für einen Krieg sei heute noch genauso gerechtfertigt wie vergangenen März, sagte Straw. Die UNO selbst habe Saddam Hussein als „Bedrohung für den internationalen Frieden“ eingeschätzt. Großbritannien habe nie behauptet, dass Irak eine unmittelbare Bedrohung für das Land darstelle.

Die Regierung von Premierminister Tony Blair steht wegen der für morgen geplanten Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zum Tod des britischen Waffenexperten David Kelly derzeit massiv unter Druck. London hatte den Irakkrieg mit der Bedrohung durch schnell einsatzbare ABC-Waffen begründet. Unter Berufung auf Kelly hatte die BBC der Regierung vorgeworfen, entsprechende Geheimdienstberichte aufgebauscht zu haben.