Schutz der Kinder nötiger denn je zuvor

50 Jahre Kölner Kinderschutzbund – Anlass für Heinz Hilgers, Präsident des Dachverbands, zur Kritik an der Bundesregierung: Durch Hartz IV seien in Zukunft allein in Köln weitere 40.000 Kinder von Verwahrlosung bedroht

KÖLN taz ■ Kinder vor Gewalt und Verelendung schützen, indem man auch den Eltern hilft: Auf der gestrigen Pressekonferenz zum 50-jährigen Jubiläum des Kölner Kinderschutzbunds nannte die Mitarbeiterin Renate Blum-Maurice diesen „Familienansatz“ das „besondere Markenzeichen“ des Vereins.

1954 begann dessen Arbeit mit einer Spielstube in Bickendorf. Heute hat der Kölner Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes nach Darstellung der Geschäftsführerin Barbara Zaabe jährlich 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Damit finanziere er 60 haupt- und nebenberufliche Mitarbeiter, 90 „Ehrenamtler“ sowie zahlreiche Einrichtungen. Dazu gehören neben „Sorgentelefon“ und Krankenhausbesuchsdienst auch die Familienberatungsstelle und eine Krisenwohngruppe für Kinder, die ab Februar in den neu gebauten Räumen in der Bonnerstraße 151 residieren werden. Mit dem Umzug werde der Verein auch seine präventive Stadtteilarbeit ausbauen, erklärte Blum-Maurice: So solle im neuen Zentrum in Bayenthal ein Treffpunkt für „junge Familien“ entstehen ähnlich wie in Kalk, wo der Verein seit 1982 mit einem Laden und einem Treffpunkt präsent ist.

Dass auf den Kinderschutzbund in Zukunft noch mehr Arbeit zukommt, befürchtet der Präsident des Deutschen Kinderschutzbund Bundesverbandes, Heinz Hilgers. Er wies darauf hin, dass durch das Hartz IV-Gesetz allein in Köln weitere 40.000 Kinder einem erhöhten „Vernachlässigungsrisiko“ ausgesetzt würden, sowohl wegen der Absenkung der Arbeitslosenhilfe auf Sozialhilfeniveau, als auch wegen der Pauschalierung von Leistungen wie der Kleiderbeihilfe. Beides seien „schlimme Fehlentwicklungen“. Hilgers appellierte daher an Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, einen der 13 „Jubiläumspaten“ des Kinderschutzbund Köln, die Betreuung der Langzeitarbeitslosen in kommunaler Hand zu belassen, wie es Hartz IV als Option ermögliche. Gegenüber der taz zeigte sich Schramma dazu auch durchaus bereit: Ohnehin plane die Stadt, das „Kölner Modell“ der Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt fortzusetzen. Allerdings müsse der Bund auch bald sagen, wie diese Leistungen der Stadt „gegenfinanziert“ werden sollen. Susanne Gannott