Lieber Fachbereiche fördern

Groteske Idee oder sinnvolles Projekt? Gemischte Reaktionen der norddeutschen Universitäten auf den Elite-Wettbewerb von Forschungsministerin Edelgard Bulmahn

Bremen/Hamburg dpa ■ Der angekündigte Wettbewerb des Bundes um die besten Hochschulen in Deutschland stößt im Norden auf ein geteiltes Echo. Während sich mehrere Universitäten der Konkurrenz gerne stellen wollen, stehen andere der Idee, komplette Hochschulen zu Elite-Einrichtungen zu ernennen, ablehnend gegenüber.

„Wir sind dabei“, sagte eine Sprecherin der Uni Göttingen zu dem von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) angekündigten Wettbewerb. Ihre Uni rechne sich zu den zehn forschungsstärksten Hochschulen der Republik. Auch die Uni Bremen begrüßte das Projekt. „Wir haben Bereiche, die halten dem nationalen und internationalen Wettbewerb stand“, sagte Rektor Wilfried Müller. Das gelte für Natur-, Ingenieurs- und Politikwissenschaften. Zugleich sprach er sich dafür aus, statt ganzer Universitäten gezielt einzelne Fachbereiche und Fakultäten zu fördern.

Sehr distanziert stehen die Universitäten Oldenburg und Osnabrück dem Elitekonzept gegenüber. Die Idee sei „grotesk“, sagte der Sprecher der Oldenburger Uni, Gerhard Harms. An Bulmahns Wettbewerb werde man sich daher „wohl kaum“ beteiligen. Das US-System von Spitzenhochschulen lasse sich auf die chronisch unterfinanzierte deutsche Hochschullandschaft nicht „aufpfropfen“. Für die Förderung einzelner Spitzenleistungen votierte der Osnabrücker Uni-Präsident Rainer Künzel. Die Konzentration von Geldmitteln auf wenige Elite-Unis könne für andere ruinös sein und ihnen den Anreiz für Qualitätsverbesserungen nehmen.

Der Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Horst von der Hardt, will eine Beteiligung am Wettbewerb von den konkreten Ausschreibungsbedingungen abhängig machen. Die MHH habe „sicher die Chance und den Anspruch“, zu den Spitzen-Hochschulen zu zählen. Sie sei unter anderem in der Transplantationsmedizin und der Stammzellenforschung international höchst anerkannt.

Auch die Uni Hamburg will sich nur unter bestimmten Voraussetzungen am Wettbewerb beteiligen. Die Zahl von fünf „Elite-Universitäten“, die Bulmahn mit 50 Millionen Euro jährlich fördern will, sei zu gering, sagte Uni-Sprecher Peter Wiegand. Auch dürften die Mittel nicht zu Lasten der bestehenden Hochschulfinanzierung gehen.