EDMUND STOIBER IM WÜRGEGRIFF EINER LEICHE
: Der untote Übervater

Die Affäre um die Pfändung der Gruft von Franz Josef Strauß zeigt, wie fest der vor 15 Jahren verstorbene Patriarch seine Partei noch im Griff hat

Du wirst das Böse nicht los. Du kannst es für einige Jahre bannen. Aber das Böse wird wiederkehren, so viel ist sicher.

Der Geist des verblichenen Übervaters FJS verfolgt die bayerische Staatsregierung. Einst glaubte Edmund Stoiber ihn schon gebannt: als er die Nachfolge von Max Streibl als Ministerpräsident angetreten hatte, präsentierte er sich als einer, der mit dem Amigo-System der Strauß-Ära aufräumen wollte.

Doch gerade der Bruch mit dem Strauß-System gerät ihm jetzt zum Verhängnis, die FJS-Gruft zur Zwickmühle: Hätte Stoiber die ihm längst bekannte Pfändung frühzeitig gestoppt, wäre er wieder in den Verdacht geraten, ein Strauß-Amigo zu sein. Er hat lieber den Vorwurf in Kauf genommen, undankbar, pietät- und geschmacklos zu sein. Dass er sich jedoch dazu hat hinreißen lassen, die ihm längst bekannte Pfändungsabsicht empört zu kritisieren, entlarvt ihn als Heuchler. Und zwar nicht nur vor seinen Feinden, sondern auch, viel schlimmer für ihn, vor den eigenen Parteimitgliedern.

Wie immer in solchen unangenehmen Situationen hat Stoiber schon einen Sündenbock parat: den bayerischen Finanzminister Kurt Faltlhauser, in dessen Zuständigkeit die Pfändung fällt. Auch wenn die CSU wie immer versucht, die Affäre vom Tisch zu wischen – es wird ihr nichts helfen. Strauß wird wiederkehren. Und wieder. Und wieder.

STEFAN KUZMANY