american pie
: Mehr Power für die Rangers

Der Tscheche Jaromir Jagr soll verhindern, dass das sündhaft teure Eishockeyteam aus New York zum siebten Mal in Folge die Play-offs der NHL verpasst

Wer einen Beweis dafür sucht, dass man auch mit viel Geld nicht unbedingt sportlichen Erfolg kaufen kann, braucht bloß nach New York zu schauen. Dort residieren seit vielen Jahren einige der teuersten Mannschaften im Teamsport der USA – allein, die großen Siege sind selten. Die Baseball-Krösusse der New York Yankees mussten erleben, wie die World Series zuletzt nach Phoenix, Anaheim und Miami ging. Die Football-Teams der Giants und Jets spielten auch diese Saison keine Rolle beim Kampf um die Super Bowl. Und bei den Basketballern der Knicks und den Eishockeycracks der Rangers, beide mit der höchsten Gehaltssumme ihrer jeweiligen Liga ausgestattet, darf inzwischen schon eine simple Play-off-Teilnahme als veritable Sensation gelten.

Wenigstens die Knicks-Anhänger dürfen inzwischen auf Besserung hoffen. Der neue Manager Isiah Thomas, der den glücklosen Scott Layden ersetzte, brachte mit Point Guard Stephon Marbury und Coach Lenny Wilkens frischen Wind in den Madison Square Garden, plötzlich hagelt es Siege. Zusätzliches Schmankerl: die verabscheuten New Jersey Nets feuerten am Montag Coach Byron Scott, weil es beim zweimaligen NBA-Finalisten derzeit nicht recht laufen will.

Die Rangers indes sind drauf und dran, zum siebten Mal in Folge die Play-offs der National Hockey League (NHL) zu verpassen. Drum taten sie das, was sie immer tun, wenn sie verzweifelt sind: einen Star verpflichten, der möglichst teuer ist, seine beste Zeit aber möglichst schon hinter sich hat. Vorher waren es Wayne Gretzky, Jari Kurri, Eric Lindros, Mike Gartner, Pavel Bure, diesmal ist es Jaromir Jagr, 31 Jahre alt und, natürlich, höchstbezahlter Spieler der Liga. Der Tscheche kam von den Washington Capitals und soll Glen Sather vor einem Schicksal bewahren, wie es Layden und Coach Don Chaney bei den Knicks ereilte. Sather ist nämlich nicht nur Präsident und Generalmanager der Rangers, sondern auch deren Coach, seit er vor einem Jahr Bryan Trottier rauswarf und gleich selbst ersetzte. „Fire Sather“, schallt es seit geraumer Zeit durch den Madison Square Garden, wenn die Rangers aufs Eis laufen, so auch zunächst am Montag beim Heimdebüt von Jagr. Dessen erstes Match im Rangers-Trikot war zum Debakel geraten, als das Team mit 1:9 bei den Ottawa Senators verlor. In New York lief es besser. Ein Tor und zwei Assists steuerte Jagr zum 5:2 gegen die Florida Panthers bei, es war der erste Sieg seit sieben Spielen. „Er hat einen Weg gefunden, drei Tore in einem engen Match zu bewerkstelligen“, lobte Kapitän Mark Messier den Neuen, „das macht einen großen Spieler aus.“

Ein großer Spieler ist Jaromir Jagr ohne Zweifel. In den Neunzigerjahren wirbelte er bei den Pittsburgh Penguins mit Mario Lemieux gegnerische Abwehrreihen durcheinander, beim tschechischen Olympiasieg in Nagano 1998 war er neben Keeper Dominik Hasek der beeindruckendste Spieler des Turniers. In den letzten Jahren hatte seine Punkteproduktion jedoch nachgelassen, was einerseits am Aufschwung abwehrbetonten, destruktiven Eishockeys in der NHL lag, andererseits, so sah es zumindest Lemieux, an Jagrs Lustlosigkeit. Deshalb schob der Penguins-Boss den Rechtsaußen 2001 nach Washington ab, wo er einen Siebenjahreskontrakt über 77 Millionen Dollar bekam, jedoch nie den erhofften Erfolgsschub bewirken konnte.

Glen Sather verspricht sich von Jagr vor allem ein verbessertes Power Play – einer der größten Rangers-Schwachpunkte in dieser Saison, zu dessen Behebung der Tscheche sicherlich beitragen kann. Jagr ist laut Sather „voller Enthusiasmus“, New York bietet ihm auf jeden Fall die große Bühne, die er sich immer gewünscht hat. Dumm nur, dass die wahren Probleme der Rangers in der wackligen Abwehr und beim Torwart liegen. In den fünf letzten Spielen kassierten sie 24 Tore. Kein Wunder, dass Glen Sather auch an Washingtons deutschem Keeper Olaf Kölzig interessiert sein soll.

Ob ihn seine Transfers retten, ist mehr als fraglich. All seine drei Jobs seien sicher, versicherte James Dolan kürzlich. So ähnlich hatte sich der Chef des Madison Square Garden auch über Scott Layden geäußert, kurz bevor dieser bei den Knicks gefeuert wurde. MATTI LIESKE