Persönliche Polizeirazzia

Aus Sierra Leone zu stammen, mit einer linken Frau verheiratet zu sein und auch noch in der Hafenstraße zu wohnen – da müssen bei jedem eifrigen Zivilfahnder die Alarmsirenen heulen. Und lässt sich diese Person nichts zu Schulden kommen, muss eben dezent nachgeholfen werden. So geriet Abdul C. am Samstag erneut in die Klauen seines persönlichen Zivilfahnders Thorsten T. und seiner Kollegin Dörte T. von der Davidwache. Der Polizist wollte C. gegen 17.20 Uhr nahe der Balduintreppe bei einer Drogenübergabe beobachtet haben – wie schon zuvor so oft, ohne dass etwas nachgewiesen werden konnte und die Polizeiführung stets Anträge auf Hausdurchsuchung ablehnte.

Und auch diesmal wurden bei C. keine Drogen gefunden. Jedoch, da genügend Polizisten wegen Bambule und des HSV-Spiels herumhingen, gab‘s grünes Licht für T.s Razziagelüste. „Gefahr in Verzug“, so die Zauberformel. Gegen 20 Uhr stürmten Polizisten den so genannten „Sechserblock“ der Hafenstraße und filzten C.s Wohnung. Am Betreten weiterer Wohnungen wurden die Beamten vom Geschäftsführer des Hafenstraßenvereins, Frank John, gehindert. „Es wurde nichts gefunden“, musste gestern Polizeisprecherin Ulrike Sweden einräumen. Für John ist die Aktion eine „rassistische Verfolgung mit persönlichen Motiven“. KVA