Brüllaffentheater

Packhaus vergreift sich bei Yasmina Rezas „Kunst“ im Ton

Das wäre eine debile Pointe. Wenn die wirklich Yasmina Rezas Komödie „Kunst“ tragen würde, hätte die Autorin mit ihr nie und nimmer den Prix Molière ergattert: Das für 200.000 Franc erworbene weiße Bild ist nicht Ziel, sondern Aufhänger von Rezas Spott. An dem Gemälde entzünden sich nacheinander der Streit, das Zerwürfnis, und die Versöhnung dreier Freunde. Es bietet Anlass für ergreifend lächerliche Rollenspiele maskuliner Intimität und sackböse Gemeinheiten – ein brillantes Konversationsstück.

Unklar allerdings bleibt, was den Reiz der Vorlage für Michael Derda und Andrea Krauledat ausgemacht hat. Ihre Aufführung bewegt sich in deutlicher Textferne, obwohl Eugen Helmlés Übersetzung wortgetreu über die Rampe des Packhaus-Theaters geschleudert wird. Und das von Anfang an: Auf hohem Pegel sind alle Lautstärke-Unterschiede nivelliert, die Sprechgeschwindigkeit ist sportiv, Verhaspler fast die Regel. Allmähliche Eskalation hat hier keinen Platz.

Ein extra-artifizieller Ansatz? Der Schnoor als Treffpunkt von Stücke-Zertrümmerern? Wohl kaum. Zum Schnellbrüllen gesellt sich gestisches Unvermögen: linkisch-scheiternde Verfolgungsjagden um ein Sofa und die durchgehaltene rote Gesichtsfarbe Joshy Peters markieren die mimischen Höhepunkte. Ein angenehmer Abend für alle, die sich über ein 200.000 Franc teures Bild, das weiß ist, glucksend auf die Schenkel schlagen.

Benno Schirrmeister

Bis 30. März, täglich außer montags, jeweils 20 Uhr