Klageflut am Arbeitsgericht

Die Krise zieht Kreise: Das Arbeitsgericht Bremen ertrinkt in Klagen und schlägt Alarm. In Bremerhaven hingegen geht die Zahl der Eingänge zurück

taz ■ Das Arbeitsgericht Bremen hat gut zu tun. Zu gut, finden die Verantwortlichen und beklagen eine „Eingangsflut“ wie es sie zuletzt Mitte der neunziger Jahre gegeben habe. Das geht aus dem Jahresbericht des Gerichts hervor, der jetzt vorgelegt wurde.

Gegenüber dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der eingehenden Fälle um 30 Prozent erhöht. „Die durchschnittliche Zahl der Eingänge pro Richterstelle betrugt 969 Verfahren gegenüber 624 Sachen im Jahre 2001“, heißt es in der Pressemitteilung des Arbeitsgerichts, und weiter: „Dem steht natürlich kein personeller Zuwachs gegenüber.“

Die Richter fügen sich dem Arbeitsdruck: Die Zahl der erledigten Klagen pro Richter sei von 596 (2001) auf 685 im vergangenen Jahr gestiegen. Doch damit, mahnt das Gericht, sei „die Grenze des Erträglichen überschritten.“ Die Situation werde erschwert durch Krankheitsfälle, „die häufig bei sehr starken Belastungen auftreten.“ Es sei „deshalb darauf hinzuweisen, dass eine derartig hohe Belastung sicherlich nicht auf Dauer wird durchgehalten werden können.“

Ganz anders als in Bremen sieht es in Bremerhaven aus: Hier ist die Zahl der eingereichten Klagen um 22 Prozent zurückgegangen. 838 Verfahren teilen sich zwei Richter. Die Arbeitslosigkeit in Bremerhaven sei „auch in der Vergangenheit schon sehr hoch“ gewesen, erklärt das Gericht dazu, sprich: Fishtown hat das Schlimmste schon hinter sich. Transfer- und Auffanggesellschaften, die Beschäftigte aus Krisenbranchen auffangen, täten ein übriges, dass sich hier die Klagen in Grenzen hielten. sgi