Ziele setzen, Geld kassieren

Die Bremer Universität verliert, Bremerhaven hingegen gewinnt: Die Wissenschaftsbehörde verteilt Geld unter dem Motto „wettbewerbsorientiert“ – ehrgeizige Ziele werden da belohnt, vorsichtige Prognosen in diesem Fall bestraft

Dieser „Wettbewerb“ sagt nichts über die Leistungsfähigkeit der Hochschulen ausDie Bremer Uni will den Anteil ausländischer Studierender steigern

Die Bremer Uni muss in diesem Jahr mit 167.000 Euro weniger auskommen. Die Hochschule Bremerhaven hingegen bekommt 103.100 Euro mehr. Das ist das Ergebnis der „wettbewerbsorientierten Mittelverteilung“, die die Wissenschaftsbehörde erstmals für dieses Jahr angewendet hat. Das Prinzip: Fünf Prozent der zuvor ausgehandelten Budgets für die Hochschulen im Lande Bremen werden einbehalten. Nach einem komplizierten Verfahren, in dem die Einrichtungen ihre Ziele anmelden und die Umsetzung der Ziele des letzten Jahres vorweisen müssen, werden diese Mittel dann verteilt.

Die Bremer Uni ist Verlierer dieses Wettbewerbs, die Hochschule Bremerhaven Gewinner. Für die Bremer Uni macht das Minus etwas mehr als 0,1 Prozent des staatlichen Budgets aus, für die Hochschule Bremerhaven bedeutet der erste Platz einen Zugewinn von immerhin einem Prozent. Dieser „Wettbewerb“ sagt jedoch überhaupt nichts über die Leistungsfähigkeit der Hochschulen aus – jede Einrichtung wird an ihren eigenen Zielen gemessen.

Die Universität Bremen hat sich zum Beispiel für das kommende Jahr vorsichtig kalkulierte Ziele gesetzt – das gibt einen Abzug. Die Ziele des vergangenen Jahres hat die Uni gut erreicht – das gibt ein Plus. Die Bremerhavener Hochschule hat sich für das kommende Jahr vorgenommen, den Anteil der Studiengänge, die in „Module“ aufgeteilt sind, zu verdoppeln. Das macht einen großen Teil des Bremerhavener Plus aus. Wenn die Hochschule dieses Ziel nicht erreicht, gibt es dafür im kommenden Jahr Abzüge.

Gewertet werden jeweils fünf Reformbereiche, davon gelten drei für alle Hochschulen: die Anzahl der Absolventen, die in der Regelstudienzeit ihren Abschluss machen, dann die Zahl der Absolventen überhaupt und schließlich die von der Uni eingeworbenen Drittmittel in dem Etatjahr. In jedem dieser Bereiche sollen sich die Hochschulen Ziele setzen. Dass die Regelstudienzeit an der Bremer Uni nur von 65 Prozent der Studierenden erreicht wird und in Bremerhaven von 83 Prozent, spielt also keine Rolle – wichtig ist, welche Ziele sich die jeweilige Einrichtung für das nächste Jahr setzt.

Jede Hochschule kann dann noch zwei Themenbereiche hinzufügen, auf dem sie sich verbessern will. Die Hochschule Bremen und die Hochschule für Künste (HfK) etwa haben die Zahl der Studierenden mit Auslandssemester gewählt: Die HfK will sich von vier auf sechs Prozent steigern, die Hochschule von 51 auf 56 Prozent. Die Bremer Uni will den Anteil ausländischer Studierender und die Anzahl von Promotionen steigern.

Das System, so erklärt Siebert Garbade von der Wissenschaftsbehörde, soll „nicht vergleichbare Einrichtungen vergleichbar machen“. Flächenländer haben dieses Problem nicht: Sie können ihre wissenschaftlichen Einrichtungen untereinander vergleichen. Wenn Stadtstaaten einen Leistungswettbewerb in das System der Hochschulfinanzierung einbringen wollen, müssen sie andere Wege gehen. Das Modell der „wettbewerbsorientierten Mittelvergabe“ wurde in Hamburg erfunden und wird dort schon länger angewendet. Wenn es sich eingespielt hat, könnte demnächst ein größerer Anteil als nur fünf Prozent auf diese Art verteilt werden.

Auch an Details der Bewertung kann es Veränderungen geben. Weil die Uni sich bei der Regelstudienzeit wenig zutraut, gehen Veränderungen da nur mit acht Prozent in die Bewertungen ein. Bei den Hochschulen sind das 30 Prozent. Dagegen will die Uni ihre Steigerung der Drittmittel-Ausgaben mit 33 Prozent bewertet wissen. Bei der Hochschule Bremerhaven ist es umgekehrt: Die Steigerung der Regelstudienzeit-Abschlüsse gehen mit 30 Prozent in die Bewertung ein, die Drittmittel nur mit 20 Prozent. Eine Korrektur der Gewichtung, die auch von der Behörde vorgenommen werden kann, würde unmittelbar Auswirkungen auf die Reform-Anstrengungen der jeweiligen Hochschule haben. kawe