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: Die Bayern können sich freuen: Auch der DFB hat heimlich von Kirch kassiert

Den Bock zum Gärtner gemacht

Uli Hoeneß tat das, was er kann wie auf Bestellung: lächeln. Nicht freundlich und nett, wie es normale Menschen tun, sondern so leicht von oben herab, geprägt von jener ureigenen Arroganz und Feistheit also, wie sie dem Bayern-Manager eigen ist. Dazu ließ der Münchner Wurstfabrikant sein Wurstgesicht blutwurst-rot im Scheinwerferlicht der Fernsehkameras glänzen und sagte, dass er nichts sagen wolle zu der ganzen Angelegenheit, schließlich mangele es ihm an Kenntnis der durchaus pikanten Details.

Das dürfte, so sei unterstellt, zum einen glattweg gelogen sein; wenn nicht, wird Herr Hoeneß dem mittlerweile längst Abhilfe geschaffen haben. Montag ist schließlich Spiegel-Tag, und in dem ist ziemlich exakt nachzulesen, was die Liga schon am Samstag in Aufregung versetzt hat. Zusammengefasst geht das so: Neben dem künftigen deutschen Meister hatte auch der Deutsche Fußball Bund (DFB) einen Geheimvertrag mit Herrn Kirch abgeschlossen. Um 10 Millionen Mark soll es gehen – und um die Videorechte an der Fußball-Bundesliga, unterschrieben wurde das Vertragswerk zwischen der Kirch-Rechteagentur ISPR und der DFB-Wirtschaftsdienste GmbH im Mai 1992. So weit, so gut – und noch wenig verwerflich. Doch was sich zunächst nach Peanuts anhört, wächst sich durch einen weiteren Kontrakt zum Skandal aus. Just ein paar Monate zuvor nämlich hatte der DFB erstmals sämtliche Verwertungsrechte der Bundesliga für das Free-TV verhökert – an ISPR und für 700 Millionen Mark. Vor allem aber: inklusive der Videorechte.

Warum der DFB für diese kurz darauf ein zweites Mal kassieren konnte, ist nun die Gretchenfrage, der Spiegel hat bereits eine „finanzielle Gefälligkeit an den DFB“ ausgemacht, frei nach dem Motto: Eine Hand wäscht die andere. „Scheinkonstruktion“ nennt ein Kirch-Vertrauter das zweite Vertragswerk.

Nun ist all dies allein noch nichts, was Uli H. so unbedingt zum Grinsen bewegen müsste. Gäbe es da nicht Wilfried Straub. Der 63-Jährige war damals Geschäftsführer der DFB-Wirtschaftsdienste und somit maßgeblich am Aushandeln beider DFB-Verträge beteiligt. Dass der Mann mittlerweile zum Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) aufgestiegen ist, gibt dem Skandal erst die ganz besondere Note: Als solcher soll Straub nämlich Licht ins Dunkel der Bayern-Kirch-Affäre bringen und nötigenfalls Sanktionen verhängen. Wie es aussieht, hat man da den Bock zum Gärtner gemacht. Und darüber wird Uli Hoeneß sich doch wenigstens eins grinsen dürfen. FRANK KETTERER