Düstere Erinnerung

Eine Kunstinstallation der evangelischen Kirche sorgt für Ärger bei der jüdischen Gemeinde und wird abgesagt

Eine Kunstinstallation der evangelischen Kirche hat für deutliche Missstimmung bei der jüdischen Gemeinde gesorgt. Die Installation sollte am vergangenen Sonntag im Forum Kirche zur Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 gezeigt werden.

Die Prachtvilla des Bankiers Johann Friedrich Müller-Schall, die seit 1993 das Forum Kirche der Bremischen Evangelischen Kirche beherbergt, war vor 70 Jahren Hauptquartier der SA-Gruppe „Nordsee“, die für den gesamten Raum Weser-Ems zuständig war. Der Befehl zur Brandschatzung und Zerstörung von Synagogen und jüdischen Geschäften und zur Vernichtung jüdischen Lebens auch in Bremen wurde damals von München aus an die hiesige SA-Zentrale übermittelt.

In der Installation des Bremer Künstlers und Kunstpädagogen Matthias Duderstadt sollten die Original-Befehle – nachgesprochen von einem Schauspieler – über Lautsprecher in einem Raum des Forums zu hören sein. Ein damals gebräuchliches Telefon auf einer Stele sollte die zentrale Funktion des SA-Hauptquartiers im Ablauf der Judenverfolgung symbolisieren.

Erst am vergangenen Freitag – zwei Tage vor der geplanten Erstaufführung anlässlich des 70. Jahrestages der Pogromnacht – wurde die Installation einem Vertreter der jüdischen Gemeinde vorgeführt.

Er muss entsetzt gewesen sein über die schnarrende Stimme aus den Lautsprechern und bat darum, die Aufführung ohne Ton stattfinden zu lassen. Zunächst entschied das Forum Kirche, die Installation trotz des Vorbehalts aufzuführen. Erst eine E-Mail, die am Sonntag morgen an die Kirchenleitung verschickt wurde, führte zu der Entscheidung, die Installation nicht zu zeigen. Die jüdische Gemeinde hatte in der Mail „gegen die verletzende und beleidigende Art des Gedenkens“ protestiert und darauf gedrungen, „die Installation in der geplanten Form nicht durchzuführen“.

Die Installation soll nun laut Kirchenleitung am kommenden Donnerstag nichtöffentlich gezeigt und diskutiert werden. Die jüdische Gemeinde soll dazu eingeladen werden. Gestern wollte deren stellvertrwetender Vorsitzender nicht zu dem Konflikt Stellung nehmen. FEZ