Rücktritt des Bank-Chefs
: Einer muss ja Schuld sein

Vorstandsvorsitzender einer Landesbank zu sein, ist ein politisches Amt. Das war Hans Berger, der nach fast vier Jahrzehnten bei Sparkassen in der Provinz auf den Chefsessel der HSH Nordbank kam, so deutlich nicht bewusst gewesen. Jetzt weiß er es. Dass diese Erkenntnis dem 58-Jährigen den vorzeitigen Ruhestand versüßt, darf dennoch bezweifelt werden.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Vor genau einer Woche durfte Berger noch das „überzeugende Geschäftsmodell“ der HSH Nordbank rühmen. Niemand widersprach ihm, die Finanzminister und Aufsichtsräte Freytag und Wiegard nicht, und auch Aufsichtsratschef Peiner schwieg.

Nun aber muss Berger gehen, weil ja irgendjemand verantwortlich sein muss. Das ist so wie bei großen Fußball-Klubs: Der Manager entlässt den Trainer, nicht umgekehrt, und damit wäre dann die Schuldfrage erschöpfend geklärt.

Von keinem der Aufsicht führenden Herren aber war frühzeitig eine Warnung zu hören gewesen. Im Gegenteil, rosarot bis zum Schluss hatten sie die Lage gemalt. Erst als vorige Woche das wahre Ausmaß der Nordbank-Verluste sich andeutete, begannen die Nerven zu flattern.

Nun taugt ein Vorstandsvorsitzender wahrlich nicht zum Bauernopfer. Aber Minister wissen schon, was zu tun ist, um zu retten, was noch zu retten ist: Wenn nicht ihre Würde, dann zumindest ihre Ämter.