Untergang in Marktturbulenzen

Hans Berger, Vorstandschef der HSH Nordbank, tritt zurück und übernimmt die Verantwortung für die Verluste der norddeutschen Landesbank. Opposition in Hamburg und Schleswig-Holstein sieht die Schuld bei CDU-Finanzministern

Der Chef der HSH Nordbank, Hans Berger, ist am Montag zurückgetreten. Er habe die Intensität und Dauer der internationalen Finanzkrise „sowie die Risiken für die Ertragslage der Bank in diesem Ausmaß nicht vorhergesehen“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung. Obwohl in Politik und Finanzkreisen weltweit offensichtlich niemand solchen Weitblick hatte, muss nun bei der gemeinsamen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein Berger den Hut nehmen. Sein Nachfolger wird kommissarisch der jetzige Finanzvorstand Dirk Jens Nonnenmacher, teilte der Aufsichtsratschef Wolfgang Peiner mit.

Am Montag voriger Woche hatte die Bank beschlossen, Staatsbürgschaften bis zu 30 Milliarden Euro aus dem Rettungsfonds von Bund und Ländern zu beantragen. Bislang hat die HSH Nordbank in diesem Jahr Verluste von 360 Millionen Euro gemacht. Letztlich summieren sich die Abschreibungen in den ersten neun Monaten sogar auf 1,3 Milliarden Euro. Noch Anfang September hingegen hatte Berger einen Jahresgewinn von 400 Millionen Euro und eine Dividende für die Anteilseigner für möglich gehalten. Wenige Tage später musste die Bank diese Gewinnprognose zurückziehen. „Wegen der anhaltenden Marktturbulenzen“ seien noch in diesem Jahr „weitere Wertberichtigungen nicht auszuschließen“, hatte Berger vorigen Montag einräumen müssen.

Die SPD in der Hamburger Bürgerschaft sieht Finanzsenator Michael Freytag (CDU) in Erklärungsnot. „Der Rücktritt Bergers steht in deutlichem Kontrast zur bisherigen Darstellung des Senats zur Lage der Bank“, sagte SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher am Montag. Freytag werde am heutigen Dienstag vor dem Haushaltausschuss „eine Menge Fragen zu beantworten“ haben. Der GAL-Fraktionsvorsitzende, Jens Kerstan, hat Bergers Rücktritt begrüßt. Der Haushaltsausschuss sei vom Bankchef nicht ausreichend informiert worden, kritisierte er.

Die Opposition im schleswig- holsteinischen Landtag nimmt ihren Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) ins Visier. „Er scheint mit der Aufgabe, die HSH Nordbank zu kontrollieren, komplett überfordert“, sagte die finanzpolitische Sprecherin der Grünen, Monika Heinold. FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki bezweifelt, dass Wiegard „seiner Aufsichtspflicht wirklich nachgekommen“ sei. Noch am Donnerstag habe er im Finanzausschuss erklärt, volles Vertrauen in die Bank und die Führung zu haben. SVEN-MICHAEL VEIT