Zu wenig Obdach

Es gibt zu wenig Wohnraum für Wohnungslose, sagt Susanne Gerull, Professorin für Sozialarbeit

Die Situation Wohnungsloser hat sich in den vergangenen Jahren offenbar kaum verbessert. Wohnungsbauunternehmen stellten weiterhin zu wenig Wohnraum für diese Menschen zur Verfügung, kritisiert Susanne Gerull vom Fachbereich für Theorie und Praxis sozialer Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule. „Mit dem sogenannten Geschützten Marktsegment wurde ein solches Instrument geschaffen. Leider wird es bis heute nicht voll ausgeschöpft“, so Gerull am Montag zum 20-jährigen Bestehen des Arbeitskreises Wohnungsnot, zu dem 70 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gehören.

Als problematisch beurteilt die Expertin, dass seit der Einführung von Hartz IV keine konkreten Zahlen in der Wohnungslosenhilfe mehr erhoben werden. Ohne diese sei es aber schwer zu planen. „Wir haben es darüber hinaus häufig mit verdeckter Wohnungslosigkeit bei Frauen zu tun, die lieber ein paar Nächte mal hier und mal dort unterkommen, als sich wohnungslos zu melden“, berichtet sie. Nach ihrer Einschätzung ist die Zahl von Menschen ohne Wohnung seit 2004 minimal gesunken. „Doch nach dem aktuellen Wohnungsmarktbarometer der Investitionsbank Berlin werden preiswerte Wohnungen wieder knapp.“

Die ersten Mieter, für die das Folgen haben werde, seien die, die ohnehin bereits Mietschulden hätten. Traurige Realität sei es, dass die für die Übernahme von Mietschulden meist zuständigen Jobcenter in mehr als der Hälfte der Bezirke keine Beratung mehr leisten würden. „Da haben die Ratsuchenden dann Glück oder Pech, ob sie auf einen entsprechend geschulten Sachbearbeiter treffen. DPA

Zum 20. Jubiläum des Arbeitskreises Wohnungsnot gibt es am 14. 11. in der Kulturbrauerei eine Benefizveranstaltung, bei der u. a. die Band Fehlfarben auftreten wird. Eintritt: 14 €ĽInfos: www.ak-wohnungsnot.de