Stimme am Band

Im Bus sitzen und die eigene Stimme die Haltestelle ansagen hören: Beim Casting von PVG und HVV waren gestern über 80 Hamburger

„Sprechen vorm Mikro kann ich. Ich moderier bei uns den Karnevalsumzug“

von ANNE HANSEN

„Nicht das Mikro festhalten. Bisschen dichter rangehen. Weiter nach links, Achtung Aufnahme.“ Collin Jacobs von der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) gibt die letzten Instruktionen für Hamburgs neue Superstimme. Die soll man in Zukunft in den Hamburger Bussen hören. Denn was bislang der Busfahrer macht, sollen Passagiere übernehmen. „Altonaer Bahnhof“, „Übergänge zur AKN“: Eva Neelsen spricht zur Probe zehn Stationen ins Mikro. Und ist mit dem Klang nicht recht zufrieden: „Ich fand meine Stimme wirklich furchtbar.“

Die Busunternehmen PVG und HVV suchen sechs Leute, die 300 der 1500 Hamburger Haltestellen ansagen sollen. Gestern suchte der Casting-Bus in Altona nach Stimmen. „Wenn ich im Bus sitze und „Bahnhof Altona“ höre, kann ich zu meinem Sohn sagen: Guck mal, da spricht die Mama. Das wär doch toll“, sagt Eva Neelsen.

Aber die Busunternehmen haben genaue Vorstellungen. Jedenfalls hat sie Collin Jacobs, der für die Technik im Casting-Bus zuständig ist. „Bei den Männern sollte sie bassig klingen, ohne dass sie laut reden. Aber dröhnen darf es nicht. Und die Frauen sollten nicht so extrem hohe und Mittelschwingungstöne haben.“ De r Fachmann ist langsam geschult: Gestern hat er beim Casting etwa 80 Stimmen gehört. Wenn man das bis zum Ende am Freitag hochrechnet, macht das rund 400 Stimmen, die die Jury zu bewerten hat. Die sechs Besten werden ins Tonstudio eingeladen. „Das ist dann auch ihr Lohn sozusagen“, erklärt Kay Goetze, ein Mitarbeiter des PVG. „Einmal das Erlebnis Tonstudio zu haben. Dazu kommt noch eine kleine Gage von 100 Euro.“ Bis jetzt habe aber auch noch keiner nach Geld gefragt.

Markus Schlemmer ist mit sich zufrieden. „Ich moderier bei uns auch immer den Karnevalsumzug. Sprechen vorm Mikro kann ich.“ „Bei uns“ ist eigentlich in Bayern, aber schon seit ein paar Jahren wohnt der 25-Jährige in Hamburg. Ein Bayer soll Hamburger Bushaltestellen ansagen? „Man hörts ja nicht. Außerdem find ich es einfach lustig, meine Stimme überall in Hamburg zu haben“, sagt er und wartet auf die Entscheidung der Jury in einem Monat.

Weitere Chancen: Heute am S-Bahnhof Pinneberg sowie U-Bahn Norderstedt, morgen in Ahrensburg und Glinde und Freitag in Bergedorf und Geesthacht