CDU jagt Mafia-Gespenst

Die Wuppertaler CDU-Fraktion will den Berliner Platz „aufräumen“. Alles Wahlkampfgetue, sagen die Grünen

WUPPERTAL taz ■ Die CDU in Wuppertal hat ein altbewährtes Wahlkampfthema ausgegraben: Sie will gegen die „Zustände“ auf dem Berliner Platz in Oberbarmen vorgehen. Nicht nur Obdachlose und „Menschen mit viel Tagesfreizeit“ missbrauchten dort Alkohol. Die CDU will auf dem exponierten Platz Kinderprostitution und einen etablierten Rauschgifthandel gesehen haben.

Die Stadt Wuppertal stellt in einem Bericht zwar auch fest, dass die Situation auf dem Berliner Platz „problembehaftet“ sei. Der Arbeitskreis „Bürger für Oberbarmen“ beschäftige sich seit mehreren Jahren mit der Thematik. Aber: „Erkenntnisse über Kinderprostitution, verstärkten Handel illegaler Drogen oder gar über eine Drogenszene liegen jedoch keinem Beteiligten vor.“

Michael Hohagen, sozialpolitischer Sprecher der Grünen in Wuppertal, sieht den Antrag der CDU als Stimmungsmache im Wahlkampf. „Die CDU weiß selbst, dass es auf dem Berliner Platz keine Kinderprostitution gibt.“ Die CDU wolle „klare Kante zeigen“. In Wuppertal nehme die Ordnungswut sowieso groteske Züge an: Ein Obdachloser, der sich mit drei Dosen Bier in der Öffentlichkeit aufhalte, müsse mit einer Ordnungsstrafe rechnen.

Der Leiter des Jugend- und Sozialamtes, Thomas Lenz, setzt auf mehr Sozialarbeit auf dem Berliner Platz: „Wir wollen dort einen Aufenthaltsraum, wo sich die „Menschen mit viel Tagesfreizeit“ treffen können. Am Berliner Platz käme es oft zu Schlägereien, weiß er. Zeitweise hätteman es dort auch mit einer Rechtsradikalen zu tun gehabt. „Einen festen Drogenhandel und vor allem einen Babystrich gibt es dort nicht“. Es stünden höchstens ein paar Menschen mit ihren Kinderwagen herum. „Und das ist noch weit weg von der Kinderprostitution.“

NATALIE WIESMANN