Im Zentrum der Zuversicht

Wirtschaftsstaatsrätin Sibylle Winther präsentierte gestern stolz die Statistik der Existenzgründungs- initiative BEGIN – und flunkerte ein klein wenig, damit sich die Zahlen besser anhören

2002 fing gründungstechnisch schlapp an, erst ab Mai ging es aufwärts

taz ■ Yes! Jetzt ist endlich auch Bremen zum „Zentrum der Zuversicht“ geworden – selbiges hatte der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung am vergangenen Freitag gefordert. Und prompt präsentierte gestern eine bannig zuversichtliche Wirtschaftsstaatsrätin Sibylle Winther Zahlen von Firmen, die sich im vergangenen Jahr nach Beratung durch die Bremer Existenzgründungsinitiative (BEGIN) gebildet hatten. Die Leitstelle habe „erneut sehr ordentlich gearbeitet“, sagte Winther. BEGIN sei „ein Anker im Gründungsgeschehen“. Man sei wegen der lauen Konjunktur „mit einigem Zittern ins Jahr gegangen“. Dann seien 2002 immerhin 935 Existenzgründungen im Land Bremen unterstützt worden, dadurch seien rund 1.500 Arbeitsplätze entstanden. In Bremerhaven gab es 187 neue Firmen mit BEGIN-Starthilfe. Winther: „Das signalisiert uns, dass sich das Gründergeschehen stabil gestaltet hat.“

Hat es leider nicht. Erst auf Nachfrage erklärte die Staatsrätin, dass die Zahl der BEGIN-Gründungen rückläufig ist. „Zugegebenermaßen“ liege man „etwas unter dem Jahr 2001“, als es noch über 1.000 Gründungen waren. Im Jahr 2000 hatte BEGIN gar noch 1.200 Existenzgründungen befördert, die rund 1.800 Jobs schufen. Ein starker Rückgang – in bekanntermaßen harten Zeiten.

Tatsächlich lief das vergangene Jahr für die BEGIN-Leute besonders schlapp an, sagte Harm Wurthmann, der die drei Coachingbüros in Bremen, Nord und Bremerhaven koordiniert. Hier können die Möchtegern-Unternehmer ihre Ideen vortragen und bewerten lassen – gratis. Auch bei der Analyse durch Externe hilft BEGIN – und trägt 80 Prozent der Kosten.

Erst im Mai sei es „langsam aufwärts“ gegangen, sagte Wurthmann. In der Tendenz werde derzeit „vorsichtiger gegründet“ als noch vor der Krise. Hätte eine Neu-Firma vor einigen Jahren im Schnitt noch 1,7 Jobs geschaffen, seien es derzeit nur noch gut 1,4. Die Bremer gründeten vor allem im Dienstleistungsbereich. Alles vom Reparatur- zum Hausmeisterservice, vom Pflegedienst zur Programmierer-Klitsche sei 2002 entstanden.

Besonders interessante Projekte, wie ein privates Jugendhotel, eine AWI-Ausgründung, die Meerwasser untersucht, oder eine Bremerhavener Firma, die Software für Krankenhäuser ertüftelt, stellen sich Ende März auf den „Gründungstagen“ vor. ksc

Workshops, Vorträge und Informationen am 28. und 29. 3. im Messe Centrum und im Bremerhavener Comfort Hotel auf den „Gründungstagen 2003“