Politikertreff im Schrebergarten

Mit merkwürdigen Aussagen irritiert ein Zeuge im Kölner Müllprozess den Richter. Der ehemalige Holzmann-Mitarbeiter habe sich nicht auf seine Aussage vorbereiten wollen

KÖLN taz ■ Es gibt Tage im Kölner Müllprozess, da wünschen sich alle Beteiligten, doch lieber zu Hause geblieben zu sein. Gestern war so ein Verhandlungstag. Im Mittelpunkt stand die Vernehmung von Manfred M. Der 64-Jährige war in den 90er Jahren Bereichsleiter Technischer Umweltschutz des Baukonzerns Philipp Holzmann und dadurch in den Bau der Kölner Müllverbrennungsanlage involviert gewesen. Von seiner Aussage erhoffte sich das Gericht Aufschlüsse darüber, ob Holzmann über Preisangebotsreduzierungen mittelbar an den Schmiergeldaktivitäten seiner damaligen Tochterfirma Steinmüller beteiligt war. Doch davon konnte Manfred M. nicht berichten: „In meinem Horizont ist da nichts passiert.“

Wie sich Richter Martin Baur auch mühte, die Befragung wollte einfach keine neuen Erkenntnisse zu Tage fördern. Dazu trug nicht zuletzt bei, dass der Zeuge das Ladungsschreiben falsch verstanden hatte. Es habe doch darin extra geheißen, er solle sich nicht auf seine Vernehmung vorbereiten, hält er auf bohrende Nachfragen Baur vor. Nicht nur der schaut etwas irritiert.

Auch sonst hat der Bauingenieur zwischen seinen unendlich langen Gedankenpausen nicht viel mehr als die ein oder andere unfreiwillig komische Einlage zu bieten. So als er auf die Frage, ob er denn Kontakte zu Politikern gehabt hätte, antwortet: „Ich bin mal auf einer Schrebergartenversammlung gewesen, da waren auch Politiker.“ Aber es kommen auch wieder spannendere Prozesstage: Am nächsten Dienstag steht die grüne Landesumweltministerin Bärbel Höhn auf der Zeugenliste. Pascal Beucker