Lemke: Gut, dass CDU sich durchgesetzt hat

Bildungspolitische Harmonie in der Bürgerschaft zwischen CDU und SPD. Wissenschaftler erläuterten IGLU-Ergebnisse

Bremen taz ■ Der Leiter der IGLU-Studie, der Hamburger Erziehungswissenschaftler Wilfried Bos, war gestern in Bremen, um zunächst vor den Leitern der Grundschulen und dann vor der Presse seine Untersuchungsergebnisse zu erläutern. Gleichzeitig fand die erste Debatte der Bürgerschaft über das miserable Abschneiden der Bremer Grundschul-Kinder statt.

Große Einigkeit herrschte im Parlament insbesondere zwischen den Koalitionspartnern von SPD und CDU, die sich in der Vergangenheit immer wieder über Bildungspolitik öffentlich gestritten hatten. Der größte Streitpunkt im Jahre 2003 war die Frage gewesen, ob nach der Abschaffung der Orientierungsstufe die „Sechsjährige Grundschule“ eingeführt werden sollte – bekanntlich hat sich die CDU durchgesetzt. Gestern räumte Bildungssenator Willi Lemke (SPD) ein, dass dies „letztendlich richtig“ gewesen sei. Wenn das SPD-Konzept beschlossen wäre, wäre er nach den Iglu-Ergebnissen „schwer ins Grübeln gekommen“. Vor diesen Ergebnissen habe er gedacht, dass die Bremer SchülerInnen ein Jahr in der Orientierungsstufe „verlieren“. Als er erfahren musste, dass das Jahr schon in der Grundschule verloren werde, sei er „richtig erschrocken“ gewesen.

Am Ende der Grundschulzeit, so referierte Bos, liege Deutschland insgesamt international in der Spitzengruppe. Baden-Württemberg könne bei den Naturwissenschaften sogar mit Japan mithalten. Bremen stehe im innerdeutschen Vergleich schlecht da (vgl. zu den Details taz vom 29.1.). In Baden-Württemberg könnten die Kinder aus mittleren Schichten besser lesen als in Bremen die Kinder aus oberen Schichten. Entsetzt gab sich Bos über den Umgang mit den Naturwissenschaften in Bremen. Die Ergebnisse nach der Grundschule gingen ja noch, aber die Pisa-Ergebnisse der 15-Jährigen zeigten dann das „Desaster“ des Unterrichts: mal ein halbes Jahr Physik, mal ein halbes Jahr Biologie – „nichts ist vernetzt, nichts aufbauend schlimmer kann man naturwissenschaftlichen Unterricht in der Sekundarstufe 1 nicht machen“.

Der Dortmunder Wissenschaftler Heinz Günter Holzappels hat parallel die Leistungen der früheren „Vollen Halbtagsschulen“ untersucht, die 20 Prozent mehr Lehrerstunden zur Verfügung hatten. Sein Ergebnis: Die Wirkungen dieses Mehreinsatzes sind messbar, allerdings gering. Die „Vollen Halbtagsschulen“ für einige sind durch das Angebot der „Verlässlichen Grundschule“ für alle abgelöst worden. Holzappels Beobachtung: Der Anteil von „Lernaktivitäten“ in der Betreuungszeit sei sehr gering, die Kooperation der Betreuungs-Personen mit den Lehrkräften gering. Da müsse dringend etwas verändert werden. Verändert werden müsse auch die Eingangsphase der Grundschule. Das in Baden-Württemberg verbreitete Modell einer jahrgangsübergreifenden Eingangsphase von in der Regel drei Jahren sei „das Beste, was man machen kann“. kawe