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Gestern wurde auf Druck von RTL die Führungsmannschaft des kränkelnden Nachrichtensenders n-tv ausgewechselt

HAMBURG taz/dpa ■ Ausgerechnet vor einem bevorstehenden Krieg – immer eine Kür für Nachrichtensender – wird die komplette Führungsmannschaft von n-tv ausgetauscht: Geschäftsführer Helmut Brandstätter und sein Stellvertreter Wolfgang Fischer werden das Unternehmen verlassen. Auch Minderheitsgesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender Karl-Ulrich Kuhlo wird seinen 0,75-Prozent-Anteil verkaufen und seinen Posten abgeben. Das bestätigten die n-tv-Gesellschafter RTL und CNN Time Warner nach einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag.

Neuer Geschäftsführer wird Johannes Züll, der sein Amt als Geschäftsführer von RTL New Media abgibt. Kuhlos Nachfolge als Aufsichtsratsvorsitzender tritt Ken Jautz an, der von 1999 bis 2001 bereits den Sender leitete und danach Geschäftsführer von CNN Financial News in New York wurde. Ihm folgte Brandstätter damals als n-tv-Chef. Brandstätter und Fischer sollen dem Sender als Berater verbunden bleiben. Züll sei der richtige Mann, um das Profil von n-tv weiter zu schärfen und den Sender aus einer wirtschaftlich immer noch schwierigen Situation heraus wieder in die Gewinnzone zu führen, sagte RTL-Geschäftsführer Hans Mahr, der auch stellvertretender n-tv-Aufsichtsratschef ist.

RTL hatte im vergangenen Jahr vom Stuttgarter Holtzbrinck-Verlag 47,3 Prozent der n-tv-Anteile erworben. CNN Time Warner hält 49,8 Prozent, der Verlag Norman Rentrop 1,6 Prozent. n-tv wurde 1991 gegründet und ging 1992 als erster deutscher Spartenkanal für Nachrichten und Wirtschaft auf Sendung. Vor drei Jahren bekam n-tv von N24 Konkurrenz. Die Werbeflaute in der Folge der Anschläge vom 11. September 2001 traf n-tv besonders hart. Grund für RTL, die Führung abzusägen? Zu einer Stellungsnahme war n-tv nicht bereit – und verwies an die RTL-Gesellschafter. FRA