EasyJet bläst Übernahme ab

Nach langem Hin und Her kauft der Billigflieger EasyJet die Deutsche Britsh Airways nun doch nicht. Begründung: die Gewerkschaftsmacht in Deutschland

LONDON/MÜNCHEN ap/dpa/taz Die Übernahme der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Deutsche BA (DBA) durch den britischen Billigflieger EasyJet ist geplatzt. Die vereinbarte Kaufoption werde nicht wahrgenommen, sagte EasyJet-Chef Ray Webster gestern.

EasyJet hatte sich im vergangenen Jahr die Kaufoption gesichert und dafür bisher knapp 10 Millionen Euro gezahlt. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sich unser Geschäftsmodell nicht auf die DBA übertragen lässt“, so Webster. Billigflieger würden schnell wachsen und müssten sehr flexibel reagieren können. Dies sei angesichts der starren Arbeitsregelungen und der Macht der Gewerkschaften hierzulande unmöglich. Zudem nutze die Lufthansa ihre Marktmacht aus und führe einen aggressiven Preiskampf. „Das ist kein Fairplay.“

Das Scheitern der Übernahme hatte sich bereits vor einigen Wochen angekündigt. Kaufanwärter EasyJet hatte einen neuen Tarifvertrag mit den Piloten zur Bedingung gemacht. Dadurch sollte unter anderem die maximale Flugzeit pro Jahr von derzeit rund 600 Stunden deutlich erhöht werden können. Die Pilotenvereinigung Cockpit verlangte im Gegenzug Bestandsschutz für die Dauer des Tarifvertrages. Cockpit-Sprecher Georg Fongern zur taz: „An uns hat es nicht gelegen. Wir haben gesagt, wir unterschreiben alles, was ihr wollt, wenn ihr uns garantiert, dass nicht gekündigt wird.“ Der nun erfolgte Rückzug des Billigfliegers zeige, „dass die einfach nur billig an die Verkehrsrechte rankommen wollten“. Fongern ist daher erleichtert: „Den worst case, dass die DBA sofort zugemacht wird, haben wir verhindert.“ Im Hinblick auf andere Kaufinteressenten oder nötige Umstrukturierungen unter dem Dach der DBA sei Cockpit weiterhin gesprächsbereit.

Zunächst hatte die DBA sogar eine Einstellung des Geschäftsbetriebs befürchtet, wenn EasyJet die Option nicht ziehe. DBA- Aufsichtsratschef und British-Airways-Manager Roger Maynard sagte nun aber, es werde keine Schließung geben. „Damit besteht Sicherheit für unsere Passagiere und Mitarbeiter.“ Man sei nun offen für Gespräche mit anderen Investoren. British-Airways-Direktor Maynard zeigte sich optimistisch: „Sobald wieder Stabilität in die weltweite Airline-Struktur zurückkehrt und die deutsche Wirtschaft sich erholt, wird die DBA mit ihrer niedrigen Kostenstruktur und ihrem hohen Marktanteil von 42 Prozent zur treibenden und profitablen Kraft im deutschen Markt, entweder als Teil der British-Airways-Gruppe oder in Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen.“ Die 1992 gegründete Deutsche BA werde ihre vor einem Jahr gestartete Umwandlung in eine Billig-Fluggesellschaft weiter vorantreiben.

EasyJet will in Deutschland nun aus eigener Kraft wachsen. Nach Einschätzung von EasyJet-Chef Websters war es kein Fehler, sich die Option auf eine Übernahme der DBA zu sichern. „Wir haben viel über den deutschen Markt gelernt.“ Grundsätzlich bliebe der Markt hier interessant. Die Übernahme eines anderen Anbieters sei derzeit aber kein Thema. Wegen des harten Preiskampfes und der schwierigen Rahmenbedingungen rechnet Webster mit einer Konsolidierung der Branche in Deutschland. ANETT KELLER