Großbritannien streitet über den Krieg: Zwei Reden

Der Krieg ist richtig: Premierminister Tony Blair vor dem Londoner Unterhaus, gestern:

„Beim Ausgang dieser Geschichte geht es um mehr als das Schicksal des irakischen Regimes und die Zukunft des irakischen Volkes. Es geht um die Art, wie Großbritannien und die Welt der zentralen Bedrohung des 21. Jahrhunderts begegnen. Es geht um das Muster der Weltpolitik in der nächsten Generation.

Der 11. September hat den Geist Amerikas verändert. Er hätte den Geist der Welt verändern sollen. Natürlich ist der Irak nicht der einzige Teil der Bedrohung. Aber er ist der Testfall, ob wir Bedrohungen ernst nehmen. Angesichts dessen sollte die Welt einig sein. Es würde der UNO mehr schaden als alles andere, jetzt in die Laxheit der letzten zwölf Jahre zurückzufallen – reden, diskutieren, debattieren, aber nie handeln; unseren Willen verkünden, aber nie durchsetzen.

Wir müssen die Konsequenzen der Handlungen tragen, die wir fordern. Für mich heißt das die ganze Gefahr des Krieges. Aber für andere, die dagegen sind, heißt es – seien wir klar –,- dass das irakische Volk, dessen einzige wahre Hoffnung in der Entfernung Saddams liegt, zurück in die Dunkelheit fällt; und er wird frei sein, sich zu rächen.

Wenn dieses Haus jetzt verlangt, dass britische Truppen zurückgezogen werden – was dann? Was wird Saddam fühlen? Er wird unermesslich gestärkt sein. Was werden die anderen Staaten, die ihre Völker tyrannisieren, daraus lernen - die Terroristen, die unsere Existenz bedrohen? Dass der Wille, ihnen entgegenzutreten, schwach ist. Wer wird feiern, und wer wird weinen?“

Der Krieg ist falsch: Rücktrittsrede von Labour-Fraktionschef Robin Cook vor dem Unterhaus, Montag:

„Der gegenwärtige Premierminister ist der erfolgreichste Labour-Parteiführer meines Lebens. Ich hoffe, dass er weiterhin Führer unserer Partei sein wird, und ich hoffe, dass er weiterhin erfolgreich sein wird. Ich habe keine Sympathien mit jenen, die diese Krise benutzen wollen, um ihn zu verdrängen, und werde ihnen keine Genugtuung bieten. Ich begrüße die heroischen Bemühungen, die der Premierminister unternommen hat, um eine zweite Resolution herbeizuführen. Ich glaube nicht, dass jemand mehr getan haben könnte als der Außenminister, um für Unterstützung für eine zweite Resolution im Sicherheitsrat zu arbeiten. Aber gerade die Intensität dieser Versuche unterstreicht, wie wichtig es war, dass sie Erfolg bringen. Nun, da diese Versuche gescheitert sind, können wir nicht so tun, als sei es unwichtig gewesen, eine zweite Resolution zu bekommen.

Nicht nur Frankreich will mehr Zeit für Inspektionen. Deutschland will mehr Zeit für Inspektionen. Russland will mehr Zeit für Inspektionen. Tatsächlich haben wir zu keinem Zeitpunkt auch nur die Mindeststimmenanzahl zur Verabschiedung einer zweiten Resolution zusammenbekommen. Wir täuschen uns, wenn wir das Ausmaß internationaler Ablehnung einer Militäraktion allein auf Präsident Chirac zurückführen.

Die Realität ist, dass Großbritannien aufgefordert wird, in einen Krieg zu ziehen, ohne dass es Einigkeit in einer einzigen internationalen Körperschaft gibt, der wir führend angehören. In der Nato nicht. In der EU nicht. Und jetzt im Sicherheitsrat nicht. In einer solchen diplomatischen Isolation zu landen ist ein schwerer Rückschlag.

Nur vor einem Jahr waren wir und die USA Teil einer Koalition gegen den Terror, die breiter und vielfältiger war, als ich es für möglich gehalten hätte. Die Geschichte wird über die diplomatischen Fehlkalkulationen staunen, die so schnell zum Zerfall dieser mächtigen Koalition geführt haben.“