Spannende Reihe

Beethovens 4. Klavierkonzert, Mahler-Fragment und die Uraufführung von Salonens „Insomnia“ beim NDR

Esa-Pekka Salonen gehört zu den wenigen Dirigenten, die auf einem ernst zu nehmenden Niveau komponieren. Wenn auch seine Werke bislang noch selten in der Fachwelt die Wertschätzung gefunden haben wie diejenigen seiner dirigierenden Kollegen Hans Zender oder Michael Gielen, so ist es doch auffällig, dass der Name Salonen immer wieder auch in Programmen namhafter Dirigenten auftaucht. So nun auch in Hamburg, wo sich der Chef des NDR-Sinfonieorchesters, Christoph Eschenbach, das neueste Werk des finnisch-amerikanischen Komponisten vorgenommen hat: „Insomnia“.

Salonens bisherige Arbeiten waren meist von sehr unterschiedlichen Grundelementen getragen: Da gab es einerseits immer wieder beinahe statisch erscheinende Choräle oder zumindest Anklänge an solche, andererseits Maschinenartiges, das wie von selbst, quasi herzlos mechanisch, den Gang der Musik voranzutreiben schien. In „Insomnia“ werden nun nicht mehr vornehmlich diese Gegensätze im Mittelpunkt stehen.

Salonen hat speziell die Übergänge zwischen wenig bewegtem Klang und großer musikalischer Eigendynamik zum Gegenstand seines Komponierens gemacht. Ein wesentlicher Reiz des groß besetzten Stückes ist, zu erleben, wie es dem Komponisten gelingt, seine Musik aus einem blockhaft-festen Aggregatzustand in einen flüssigen, fließenden Zustand zu überführen. Wenn sich dann die Dynamik dieses Fließens verselbständigt und die Musik mit geradezu archaischer Urgewalt den Hörer zu überrollen versucht, dann wird dieser Klänge erleben können, die unter die Haut gehen.

Der NDR hat es sich zur Aufgabe gemacht, die neuen, zum großen Teil von ihm selbst in Auftrag gegebenen Werke im Rahmen dieses Zyklus‘ mit den Klavierkonzerten Beethovens, Fragmenten der Musikgeschichte und Erstaufführungen in ganz normalen Abonnementskonzerten auszuprobieren. Auch Salonens Musik wird also nicht einem hoch spezialisierten und entsprechend gebildeten Fachpublikum präsentiert, sondern ganz normalen Konzertgängern.

Die Konfrontation von unbestrittenen Meisterwerken mit neuen Stücken setzt Letztere hohen Maßstäben aus. Denn es ist erwartungsgemäß viel schwerer für ein neues Stück, neben einem Beethoven oder Mahler zu bestehen als neben einem anderen Neuling, dessen Rang noch nicht erwiesen ist. Ob Salonens Stück die Gegenüberstellung mit Gustav Mahlers Fragment der 10. Sinfonie und Beethovens 4. Klavierkonzert mit Meisterpianist Pierre-Laurent Aimard aushält, wird am Freitag zu erleben sein. REINALD HANKE

Freitag, 20 Uhr, Musikhalle (Einführung: 19.15 Uhr, Übungssaal)