Norden braucht Süden

OECD: Industrienationen können das Klima nicht allein retten. Deshalb sollten sie Entwicklungsländern helfen

BERLIN taz ■ Die Industrieländer können den Klimawandel nicht allein begrenzen, selbst wenn sie überhaupt kein Treibhausgas mehr ausstoßen würden. Das ist ein Ergebnis des Umweltausblicks bis 2030, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag in Berlin vorgestellt hat. „Die Reduzierungen würden mehr als ausgeglichen durch die Zunahme der Emissionen bis 2050 allein in China und Indien“, sagte Helen Mountford, Klimaexpertin bei der Organisation der 30 wichtigsten Industrienationen.

Denn wenn alle Staaten ihre derzeitige Politik fortführen, würden Brasilien, Russland, Indien, Indonesien, China und Südafrika ihren Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen insgesamt von im Moment etwa 34 auf 37 Prozent steigern. Grund ist das große Wirtschaftswachstum in diesen Ländern. Damit lösten sie die OECD-Ländern als größten Klimafeind ab: Die Gruppe aus Staaten wie Deutschland, USA oder Japan würde ihren Teil von 40 auf 33 Prozent senken.

Die OECD empfiehlt deshalb ihren Mitgliedern, etwa Entwicklungsländer beim Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. Das läge auch im finanziellen Interesse des Nordens: Je mehr Staaten und Branchen sich beteiligten, desto kostengünstiger könnten die Emissionen eingedämmt werden, prognostiziert die Organisation.

Insgesamt würde es im Schnitt bis 2030 jährlich rund 0,1 Prozentpunkte des globalen Wirtschaftswachstums kosten, um die Klimaerwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. „Dies ist kein hoher Preis“, heißt es in dem Bericht. Denn die Alternative wäre nach Ansicht der OECD teurer: „Wenn keine Politikmaßnahmen ergriffen werden, laufen wir Gefahr, das ökologische Fundament für dauerhaften wirtschaftlichen Wohlstand in den nächsten Jahrzehnten irreversibel zu schädigen.“ JMA