Aug‘ in Aug‘ mit dem Tyrannosaurus Rex

Für 6 Euro 50 ins Luftschloss: Fast unbemerkt ist in Bremen Norddeutschlands erstes Imax-Kino an den Start gegangen – und zeigt allabendlich dreidimensionales Kino. Ab Sommer laufen im Space Center vielleicht auch längere Streifen

aus Bremen Eva Rhode

Jetzt sieht auch der Norden in drei Dimensionen. Duckt sich unwillkürlich in die Sitze, wenn im neuen Bremer Imax-Kino der Tyrannosaurus Rex sein riesiges Maul aufreißt – und staunt, dass beim Vordermann doch kein Blut fließt. Wo der doch eben noch quasi unterm Fuß des gigantischen Urviechs hockte, das den Kinosaal 40 Minuten lang unsicher macht. Oder mindestens so lange, wie ZuschauerInnen die dicken Polarisationsbrillen auf der Nase behalten, die, groß wie 70er-Jahre Sonnenbrillen, auch harmlose Zeitgenossen wie Möchtegern-Mafiosi aussehen lassen.

Ein Nebeneffekt. Denn vor allem sorgen die verschieden polarisierten Linsen für den begehrten Ich-bin-mittendrin-Eindruck, für den Nordlichter bislang nach Berlin, Würzburg oder Speyer fahren mussten. Dort stehen schon länger Imax-Spielstätten, die 3-D-Filme auch unabhängig von Attraktionsparks oder Museen zeigen.

Rund 230 Imax-Kinos gibt es weltweit, neun Standorte jetzt in Deutschland. Bremen ist der jüngste. Dort wurden die 486 Sitzplätze im Dezember zugleich mit dem Raumfahrt-Spektakel Space Park eröffnet, auf einem ehemaligen Werft-Gelände direkt an der Weser. Tagsüber läuft hier im Rahmen des Erlebnisparks der Raumfahrt-Streifen Space-Shuttle-3-D. Doch abends, wenn der Park schließt, zeigt das Imax-Kino auch andere und längere 70-Millimeter-Streifen, die schon wegen der Technik faszinieren, auch wenn echte 3-D-Kinofreaks den gerade dort gezeigten „T-Rex – Giganten der Urzeit“, Brett Leonards 40-Minüter von 1997, wohl schon im Ausland gesehen haben. In den USA oder England, wo die Imaxe, deren Name auf pure Fantasie zurückgeht, schon länger operieren. Auch dort allerdings mit gemischtem Erfolg: Sobald der Reiz des Neuen verblasst, versiegen die Zuschauerströme – auch weil die Filmauswahl langfristig nicht zog.

Jahrelang zeigte die Branche eher dokumentarische und lehrreiche Naturfilme: Vulkanausbrüche, Schneewände und Wale als plastisch bewegte Natur. In diesem Sortiment war T-Rex sogar ein ungewohnter Versuch, eine schlichte Story einzubauen: Eine typisch amerikanische Teenagerin mit irritierend kindlicher Synchronstimme gerät per Zeitreise zu den Dinos in die Frühgeschichte. Nichts, wofür Zuschauer als 2-D-Fassung Eintritt zahlen würden. Und doch ein Erebnis, wenn in der dreidimensionale Fassung computeranimierte Urviecher fast ins Publikum stürzen.

Zwei Imaxe in Deutschland haben in der noch nicht allzu langen Ära dieser Filmproduktionen schon dicht gemacht. Obwohl in der Frankfurter Innenstadt gelegen das eine, das andere direkt neben dem Bochumer Musical-Spektakel Starlight-Express und dem Ruhr-Stadion, zogen beide Spielstätten nicht genug Kundschaft. Und auch im englischen Birmingham konnte der Extrem-Werbeetat von 600.000 Pfund die Besucherzahlen nicht von stabilen 100.000 auf 150.000 pro Jahr steigern. Im Dezember hat sich der us-amerikanische Investor deshalb zurückgezogen.

Im Bremer Imax kennt man die Problematik. „Ein Haus als Nur-Kino zu führen, ist schwer“, sagt Space Park-Sprecher Wolfgang Wilke. An der Weser versteht sich das Imax deshalb tagsüber als Bestandteil des Raumfahrt-Erlebnisparks. Nur abends zeigt es auf seiner großen, gebogenen Leinwand freie Filme. „Als Zugewinn“, sagt Wilke. Er sei mit der Nachfrage zufrieden und wolle sich auch um längere Streifen bemühen. Um eine digitalisierte „Apollo 13“-Version mit Tom Hanks beispielsweise. Oder um die „Rolling-Stones“, die in München Erfolg haben – trotz der notorischen Unterbrechung zur Halbzeit. Ein Tribut nicht etwa an den Popcorn-Hunger von 3-D-Freaks, sondern an die Länge und Schwere der jeweils synchron auf zwei Projektoren laufenden Filmrollen.

Info: www.spacepark-bremen.de