Busse statt Autos

Altonaer Bezirksversammlung stellt sich einstimmig hinter die Ideen der Planungswerkstatt zur Zukunft der Großen Bergstraße

SPD-Fraktionschef: „Der Senat kann nun zeigen, wie wichtig ihm die Zukunft Altonas wirklich ist“

von PETER AHRENS

Erst hatten sie in der Altonaer Bezirksversammlung noch heftig aufeinander eingeprügelt, plötzlich waren alle ganz sanft und eines Sinnes. Nachdem die Bezirksabgeordneten in der Aktuellen Stunde bei der Bewertung der Regierungsbilanz der Altonaer Rechtsparteien aneinander gerasselt waren, fand sich anschließend beim Thema Große Bergstraße die ganz Große Koalition zusammen: Von Schill-Partei bis GAL waren alle voll des Lobes für die Arbeit der Planungswerkstatt, und deren Anregungen sollen „so weit wie möglich“ umgesetzt werden, so Bezirksamtsleiter Hinnerk Fock.

Bis kurz vor Sitzungsbeginn war noch an dem interfraktionellen Antrag gefeilt worden, hatten SPD und GAL sich die Möglichkeit offen gelassen, eigene Anträge zur Großen Bergstraße zu stellen – aus Sorge, die Arbeit der Planungswerkstatt könne nachträglich wieder einkassiert werden. Auch hatte die Opposition Bedenken angemeldet gegen den von der Mehrheit gewünschten Prüfauftrag, ob der Goetheplatz zum Kurzparken für Autos zu nutzen sei. Letztlich blieb es aber bei dem, was CDU-Fraktionschef Robert Heinemann als „guten Kompromiss zwischen Anwohnern und Gewerbetreibenden“ bezeichnet hatte. Einstimmig wurde der Antrag verabschiedet.

Danach soll die Altonaer Fußgängerzone, die vor zwei Jahren für den Autoverkehr geöffnet worden war, künftig eine so genannte Kommunaltrasse erhalten: Busse, Taxis und Lieferverkehr sollen ähnlich wie in der Mönckebergstraße Durchfahrtsrecht erhalten. Der normale Autoverkehr soll dagegen aus der Großen Bergstraße wieder verbannt werden – dieses Experiment kann wohl als gescheitert betrachtet werden.

Gleichzeitig soll, so hat es die Planungswerkstatt unter Beteiligung von Anwohnern, Initiativen, Politik und Handel gefordert, die Straße eine Art Kunst- oder Skulpturenmeile werden, um „die Entwicklung in der Großen Bergstraße umzudrehen“, wie Heinemann formuliert: Das Image der zumindest hässlichen, wenn nicht gar sterbenden Straße soll weg. Dazu soll beim Senat auch Geld locker gemacht werden, um für die Große Bergstraße zu werben. „Dieses wichtige Quartier hängt am seidenen Faden“, befand GAL-Fraktionschefin Gesche Böhlich und verlangt Rückendeckung durch den Senat. Ihr SPD-Pendant Thomas Adrian ergänzte, der Senat könne nun „zeigen, wie wichtig er Altonas Zukunft nimmt“. Die finanzielle Unterstützung zur Stärkung der Großen Bergstraße koste die Stadt schließlich „nur einen Bruchteil der Poller-Rausreiß-Aktionen der Vergangenheit“.

Von daher nahmen die Abgeordneten besonders Bezirksamtsleiter Hinnerk Fock in die Pflicht, der nun gefordert sei, sich beim Senat für die Zukunft der Großen Bergstraße stark zu machen. Der so Angesprochene beeilte sich, die Bedeutung dieses „zentralen Themas“ für Altona zu betonen und schränkte gleich ein, es könne wohl „nicht alles eins zu eins umgesetzt werden“. Ungeklärt ist zum Beispiel, welches Gesicht der Wochenmarkt künftig haben soll. Und auch die genaue Führung der Buslinien ist noch ungeklärt. So muss erst abschließend geprüft werden, ob die Tragfähigkeit der Kommunaltrasse ausreicht, um den geplanten Busverkehr aufnehmen zu können.

All dies soll möglichst bis Ende April abgeklärt sein. In der zweiten Jahreshälfte könnte mit ersten Umsetzungen der Werkstatt-Ideen begonnen werden.