Freitod statt KZ

Eine Ausstellung in Blankenese will dem dortigen jüdischen Leben während der Nazizeit nachspüren

„Es geht darum, das tragische Schicksal vierer jüdischer Bürger in Blankenese unter den Nazis exemplarisch für all die anderen darzustellen.“ Großer Worte bedient sich Hannes Heer, bis 1999 Leiter der ersten Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung, wenn er von seinem nächsten Projekt spricht: die geplante Ausstellung „Viermal Leben – Jüdisches Schicksal in Blankenese“.

Am 12. April soll sie im dortigen evangelischen Gemeindehaus eröffnet werden, aber derzeit plagen den veranstaltenden Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese noch finanzielle Sorgen. „40.000 Euro fehlen“, klagt der Vorsitzende, der frühere stellvertretende GAL-Fraktionschef Martin Schmidt. „Stattfinden wird die Ausstellung auf jeden Fall.“

Gewidmet ist sie den Blankenesern Julius Asch, Alma del Banco, Ida Dehmel und Sophie Jansen. Alle vier gaben dem Freitod den Vorzug gegenüber der sicheren Ermordung im Konzentrationslager.

Im Gemeindehaus sollen die Besucher dieses Schicksal nachvollziehen können. Auf einem überdimensionalen Stadtplan von Blankenese werden die Wohnhäuser der Vier in Form begehbarer Karton-Quader simuliert, in den Innenräumen ist Biografisches zu lesen. „Der Besucher kann eine Beziehung zu den Opfern aufbauen“, sagt Hannes Heer. „Damals lebten sie ja auch nicht isoliert, sondern starben unter den Augen der Nachbarn.“

Im Rahmen der Ausstellung sollen auch weitere „Stolpersteine“ verlegt werden, für die die Veranstalter noch Patenschaften suchen (Infos unter ☎ 86 53 58). Zahlreiche Vorträge zu jüdischer Politik und Kunst im Stadtteil runden das Programm ab. „Viermal Leben“ läuft bis zum 18. Mai.PATI