der wochenend-krimi
: Waldhornsound

„Tatort: Waidmanns Heil“. So., 20.15, ARD

Für Kain und Ehrlicher ist keine Spur so heiß, um auf eine ordentliche Schaumkrone auf ihrem Pils zu verzichten. Die kontemplative Bierseligkeit, mit der Bernd Michael Lade und Peter Sodann ihrer Tätigkeit als TV-Kommissare nachgehen, verschafft dem MDR-„Tatort“ regelmäßig solide Quoten. In der aktuellen Folge (Regie: Peter F. Bringmann, Buch: Andreas Pflüger) verschlägt es Kain und Ehrlicher ins Jägermilieu, in dem eine gepflegte Rustikalität herrscht, die eigentlich im Sinne dieses ermittelnden Leipziger Herrengedecks sein sollte. Doch während sich der jüngere Kain tatsächlich für Waidmannsrituale erwärmen kann, ist Ehrlicher von den Gebräuchen abgestoßen – zumal er zwangsweise mit den industriellen Aspekte der Jägerei konfrontiert wird. Da bringen auch die Macher des gemächlichen MDR-„Tatorts“ noch genug gesellschaftskritischen Elan auf.

Schade nur, dass aus der eigentlich ergiebigen Grundsituation nicht mehr herausgeholt wird: Die psycho-ökonomische Gemengelage aus Pachtverträgen und Familienstreitigkeiten ist schnell durchschaut, und die Logiklöcher kann auch der waldhorngeschwängerte Breitwand-Score nicht zulärmen.

CHRISTIAN BUSS