zahl der woche
: Klammheimlicher Biodiesel

Jetzt wird ausgerechnet der Dieselsprit ökologisch – zumindest teilweise. Die Mineralölkonzerne Shell und BP sowie die BP-Tochter Aral werden ab Montag damit anfangen, ihrem Diesel bis zu 5 Prozent Biosprit beizumischen. Shell wird mit der Umstellung im Raum Berlin beginnen, BP und Aral werden Teile von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beliefern. In den anderen Teilen Deutschlands wird der Mix-Sprit einstweilen noch nicht zu haben sein. „Wir rüsten unsere Raffinerien erst nach und nach um“, sagte ein BP-Sprecher, „deswegen wird es dauern, bis wir den neuen Treibstoff flächendeckend anbieten können.“

Die Beimischung von Biodiesel, die den CO2-Ausstoß des Verkehrs reduzieren soll, wurde attraktiv, nachdem die Bundesregierung zum 1. Januar 2004 die Biokomponenten von der Mineralölsteuer befreite. Bei derzeit rund 47 Cent Mineralölsteuer je Liter mineralischen Diesel sinkt der Satz durch die Beimischung von 5 Prozent Biodiesel (Rapsölmethylester) auf etwa 44,7 Cent. Zu merklichen Preisrückgängen wird es an den Tankstellen trotzdem nicht kommen, weil die Herstellung des Biosprits fast in gleichem Maße teurer ist als die Gewinnung des mineralischen Diesels.

Das neue Gesetz, das auf einer EU-Richtlinie basiert, soll neben der Reduktion von Treibhausgasemissionen auch eine verstärkte Nachfrage nach Rapsöl bewirken und so die Landwirtschaft fördern. Dass dies gelingen wird, gilt als sicher. Denn gegenwärtig werden in Deutschland erst 700.000 Tonnen Biodiesel jährlich verkauft. Bei einem jährlichen Kraftstoffabsatz von 53,7 Millionen Tonnen (Diesel plus Benzin) würden bei durchgehend 5-prozentiger Beimischung jährlich 2,7 Millionen Tonnen Biotreibstoff benötigt.

Während BP und Aral derzeit ausschließlich an Biodiesel aus Rapsöl denken, hat Shell bereits weiter gehende Pläne. In Kürze, so heißt es bei Shell Deutschland, werde man auch Superbenzin mit einem Biotreibstoff versetzen, der aus Bio-Ethanol, einem Alkohol, erzeugt wird. Ausgangsstoff des „nachwachsenden Treibstoffs“ sind landwirtschaftliche Abfallprodukte, wie beispielsweise Stroh.

Für den Autofahrer ändert sich indes nichts durch die Beimischung von Biokomponenten: Die Mineralölkonzerne garantieren, dass die Qualität des Treibstoffs unverändert hoch bleibt, und dass damit bedenkenlos alle Fahrzeuge betankt werden können.

Der Kunde wird es ohnehin gar nicht merken: Sowohl Shell als auch BP verzichten darauf, den Biomix an den Tankstellen speziell zu vermarkten.

BERNWARD JANZING