Eine Portion Größenwahn

Zum letzten Mal „Studio Braun“: Die Telefon-Guerilleros geben sich am Sonnabend im Malersaal die Ehre, danach ist erstmal Schluss mit „Fear of a Gag Planet Show“ und anderen Streichen – sagen sie

von NIKOLA DURIC

Studio Braun ist ein Herrenwitz. Herrenwitze wurden dort erzählt, wo Frauen nicht hindurften, in den Rauchsalons des 19. Jahrhunderts. Nach dem Dinner zogen sich die Männer in die Bibliothek zurück, um in schweren Ledersesseln an dickem Rauchwerk zu nuckeln. Um gemütlicher die Beine übereinander schlagen zu können, zogen sie ihre Frack-Oberteile aus und so genannte Smokings, Jacken ohne Schwalbenschwanz, an. Dann erzählten sie sich Schlüpfriges, Gemeines und Verbotenes.

Heute dürfen Frauen längst rauchen, aber Studio Braun sind ein Herrenwitz geblieben. Ein paar große Boys ziehen so richtig eigenartig gedrehte Zigaretten durch und rufen dann Menschen in Hamburg und Umgebung an, die irgend etwas in der Avis angeboten haben. Ihr Trick bei diesen aufgezeichneten Telefonstreichen ist dann entweder, voll dumm zu tun, was ziemlich witzig ist, oder sehr autoritär daherzukommen, was voll witzig ist.

Natürlich bleibt es im Falle der dieser Telefon-Guerilleros nicht auf dem Niveau von jugendlicher Handy-Verarsche stehen. Studio Braun haben aus dem Telefonstreich eine richtige Kunst gemacht. Sie haben auch selbst Anzeigen in der Avis aufgegeben, um den Spieß mal umzudrehen. Oder sie rufen bei Heizmaterialfirmen an, um zwei Kilo Koks zu bestellen.

Oder sie fragen eine Sekretärin von Dixi Klo, wie die Outdoor-Pissoirs denn funktionieren, man habe gerade eines der blauen Pinkelhäuschen mit nach Hause genommen. Aber auch technisch sind die vier großen Jungs den Jugendlichen überlegen. Älteren Dame wird mit Hilfe eines Effektgerätes, dass eine richtig ganz tiefe Stimme macht, vorgegaukelt, da sei Gott am Apparat und wolle zum Weihnachtsessen kommen.

Wer sich noch an ältere Harald Schmidt Shows erinnert, der weiß, dass die spannendsten und zugleich peinlichsten Momente immer die waren, in denen er zum Hörer griff um die Queen of England anzurufen oder Hollywood-Stars in Übersee aus dem Bett zu klingeln. Zu dieser archaischen Art des Humors gehört auch eine gute Portion Größenwahn. Und genau die haben die Hamburger Musiker, die unter den Masken Studio Brauns stecken, satt. So satt, dass dies ihr letzter Auftritt sein soll.

morgen, 20 Uhr, Malersaal