Bartleby sagt einfach Nein

Mit seiner sanften Verstockheit hat der wackere Verweigerer nicht nur die Aufnahme in die Diskussionszirkel geschafft, sondern behauptet auch stur sein literarisches Leben: Im Saalbau bringt das Schauspiel Neukölln Melvilles Antihelden auf die Bühne

„No. 10 Bartleby“ im Saalbau Neukölln, heute und 23., 25., 27. und 29. März, jeweils 20 Uhr

„I would prefer not to“ – „Ich würde vorziehen, es nicht zu tun“, fängt Bartleby an zu sagen und hört damit nicht mehr auf. Die gerade wieder bedeutungsvolle Formel entwickelt sich zum lähmenden Gespenst an Bartlebys Arbeitsplatz. Der junge Schreiber zieht es vor, keine Texte mehr zu kopieren. Er weigert sich zu schreiben, er möchte nicht mehr Korrektur lesen. Im ständigen passiven Widerstand treibt er seinen Vorgesetzten in Verzweiflung. Zu allem Überfluss zieht er es auch noch vor, nicht gekündigt zu werden. Seine sture Verweigerungshaltung bringt ihn hinter Gittern, dort folgen schließlich bittere Konsequenzen. Herman Melvilles (der mit „Moby Dick“) Erzählung ist oft im politisch-philosophischen Diskurs interpretiert und verschieden wahrgenommen worden, wobei eines sicher ist: Hier geht es um mehr als nur den einfachen Untergang eines kleinen Rebellen. Ob nun als Verweigerer von Lohnarbeit und Autorität, wie ihn die „Empire“-Autoren Hardt und Negri sehen, oder als „der Verkünder der reinen Potenz, die gerade in der Macht besteht, nicht zu handeln“ (Giorgio Agamben) – Bartleby kann sich zeigen lassen, derzeit in einer Bühnenfassung im Saalbau Neukölln. Karten zu 10/8 Euro unter ☎ 68 09 37 79. KAT