FDP findet: Doppelt gewählt hält besser

Bei der bayerischen Landtagswahl treten vier Kandidaten an, die schon ein Mandat haben – im Bundestag

MÜNCHEN taz ■ Die letzten Landtagswahlen in Bayern waren ein Desaster für die FDP: Ganze 1,7 Prozent der Stimmen konnten die Liberalen für sich verbuchen, mithin das schlechteste Ergebnis nach dem Krieg. Damit es im kommenden September nicht wieder zu solch einem Debakel kommt, greift die Partei nun zu ungewöhnlichen Methoden: Bei der Wahl im Herbst werden alle vier bayerischen Bundestagsabgeordneten der FDP antreten, zwei sogar als Direktkandidaten.

Dabei denkt außer der bayerischen Landesvorsitzenden Sabine Leutheusser-Schnarrenberger keiner der vier daran, sein Mandat aufzugeben. Dass sich der ehemalige Landesvorsitzende Max Stadler und der jetzige stellvertretende Landeschef Horst Friedrich für ein Direktmandat nominieren lassen, erklärt sich als strategischer Schachzug aus den Besonderheiten des bayerischen Wahlrechts: Bei der Landtagswahl werden Erst- und Zweitstimmen zu einem Gesamtergebnis zusammengezählt, das über die Sitzverteilung entscheidet.

In taktischer Hinsicht ist die Wahlkamphilfe also verständlich. Fraglich bleibt, ob es denn zu den Grundsätzen einer repräsentativen Demokratie passt, wenn sich jemand als direkter Vertreter seiner Wähler für ein Gremium nominieren lässt, in das er offensichtlich gar nicht einziehen will. Denn abgesehen von Leutheusser-Schnarrenberger hat sich keiner der Kandidaten auf der Landesliste absichern lassen – und ein Sieg im niederbayerischen Dingolfing oder im oberfränkischen Kronach ist ungefähr so wahrscheinlich wie Bayer Leverkusen als deutscher Fußballmeister.

Max Stadler erklärt, dass er „seine Pflicht als Parteimitglied leistet“ und dem mitgliederschwachen Verband in Dingolfing aushelfen will. Sein eigener Wahlkreis liegt knapp 100 Kilometer entfernt in Passau. Dass damit jeder örtliche Bezug zu den umgarnten Wählern fehlt, störte Stadler wenig, denn „es ist ohnehin Wunsch der Partei, dass ich im Bundestag bleibe“. Den Vorwurf einer „Scheinkandidaturen“ kann er nicht nachvollziehen: „Dieses Vorgehen ist in der Politik üblich. Denken Sie an Norbert Blüm, der sich in seiner Zeit als Minister als Spitzenkandidat der CDU in NRW hat aufstellen lassen, um nach der Wahl sofort ins Kabinett zurückzukehren. Ich sage im Gegensatz dazu offen, warum ich kandidiere.“ Und wenn ein Wunder geschieht und die FDP in Dingolfing gewinnt? „Dann lege ich mein Bundestagsmandat sofort nieder und ziehe in den Landtag ein.“ Na also. JÖRG SCHALLENBERG