Lufthansa am Boden

Gesellschaft streicht Flüge in den Nahen Osten. Irakkrieg verschärft Luftfahrtkrise. Urlaubsflüge starten planmäßig

FRANKFURT/M. taz ■ Die Lufthansa hat wegen des Kriegsbeginns im Irak Flüge in den Nahen Osten gestrichen. Die Entscheidung traf gestern ein Krisenstab der Luftfahrtgesellschaft in Frankfurt am Main. Zunächst sind für Donnerstag und Freitag neun Hin- und Rückflüge zwischen Frankfurt oder München und Zielen in Israel, Jordanien, Libanon und Saudi-Arabien storniert. Betroffen seien mehrere hundert Passagiere. Zu den Kosten wegen der Ausfälle wollte die Lufthansa sich gestern nicht äußern. Auch Olympic Airways, British Airways, Austrian Airlines und Egypt Air stornierten einzelne Flüge in die Golfregion. Andere Fluggesellschaften wie Swiss, Air France oder Aeroflot änderten ihre Flugpläne nicht.

„Die Kunden haben in dieser Situation die Möglichkeit, alle Tickets zu stornieren oder umzubuchen“, so Thomas Jachnow, Pressesprecher der Lufthansa. Reisewillige können sich im Callcenter der Lufthansa über die aktuelle Situation informieren. „Die Informationen haben zurzeit aber nur eine sehr geringe Halbwertszeit“, so Thomas Jachnow. „Der Krisenstab muss jeden Tag neu entscheiden, wie es weitergeht.“

Die Urlaubsflüge der großen Reiseveranstalter TUI und Thomas Cook sind gestern trotz Beginn des Irakkrieges planmäßig gestartet. TUI flog unter anderem Ziele in der Türkei, Ägypten und Zypern an. „Absagen gab es kaum, aber etwa 200 Umbuchungen“, sagte TUI-Pressesprecher Robin Zimmermann. Bis zum 30. April könnten Reisen in die Nähe der Golfregion kostenlos umgebucht werden, Stornierungen seien dagegen nicht kostenlos möglich.

Ob in den nächsten Tagen weitere Lufthansa-Flüge gestrichen werden, hängt nicht nur von der konkreten Situation im Irak ab. Wegen schwacher Buchungen sollen 31 Jets der eigenen Flotte und 15 bei Partnergesellschaften vorübergehen stillgelegt werden. Das teilte Vorstandschef Jürgen Weber gestern bei der Bilanz-Pressekonferenz in München mit. Insgesamt werde der Irakkrieg die Krise der Luftfahrtbranche verlängern. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA war die Luftfahrtbranche in eine schwere Krise gestürzt, da zahlreiche Firmen und Urlauber auf Flugreisen verzichteten. Dadurch verschärften sich die Probleme, die wegen der schwachen Konjunktur ohnehin auf den Fluggesellschaften lasteten. Dank einer Krisenklausel im Tarifvertrag wird es nach Einschätzungen Webers während des Irakkrieges nicht zu Entlassungen kommen. Die Klausel erlaube es, die Arbeitszeit und damit das Einkommen flexibel zu senken.

MIRIAM EWALD