kultusminister elitelos
: Zum Schaden der Bildungshungrigen

Preisfrage: Was sollte ein erfolgloser Hobbygärtner keinesfalls tun, wenn ihm der Nachbar Rosenschere, Dünger und freundliche Ratschläge für den verwahrlosten Garten anbietet? Genau, er sollte weder über die Stumpfheit der Schere räsonieren noch auf den Gartenzaun verweisen – und schon gar nicht behaupten, er könne es besser.

KOMMENTAR VON CHRISTIAN FÜLLER

Und was machen die erfolglosen Kultusminister gerade? Sie haben eine freche Antwort parat, weil der Bund ihnen helfen will, Eliteunis zu schaffen. Soll die Bundesregierung doch anbieten, wenigstens Rosen erblühen zu lassen. Die Minister haben die Chuzpe, zu behaupten, sie wüssten schon, was gut für ihr Hochschulgestrüpp ist.

Das ist ein starkes Stück. Es geht weit über das föderale Gerangel hinaus, das den Bürgern so auf die Nerven geht. Die Schul- und Wissenschaftsminister der Länder sind es doch, die seit Jahren in ihrem Kernressort einen beispiellosen Saustall zulassen. Von den Grundschulen abgesehen, gibt es keinen Bildungsbereich, der zum Wohle der Bildungshungrigen organisiert ist: Die Kindergärten sind Aufbewahranstalten, die Schulen verwahrlost, die Universitäten vergreist – Absolventen wie Professoren. Das Schlimmste aber: Die soziale Abhängigkeit von Bildungslaufbahn und -erfolg ist nirgendwo so groß wie in Deutschland. Das Land verharrt im Prinzip noch heute auf dem Stand von 1872, als Preußen mit seinem Schulgesetz das Prinzip „Herkunft schafft Karriere“ zementierte.

Die Missstände sind nicht zu übersehen – aber was machen die Kultusminister? Sie wursteln unverdrossen weiter. Sie kaschieren ihr Versagen. Sie ringen um die Herrschaft über die Orte von Wissen und Bildung, die sie selbst aushungerten und verwahrlosen ließen. Die „Argumente“ werden dabei immer dreister. Als der Bund half, dringend benötigte Ganztagsschulen zu errichten, höhnten sie, bauen sei nur die halbe Miete. Zieht sich der Bund aber aus dem Hochschulbau zurück, weinen die Länder: „Ohne Bauhilfen gehen wir unter!“ Ja was denn nun?

In der Föderalismusdebatte sorgen sich die Ländervertreter gern: Wenn man ihnen ihr „Hausgut“ entziehe, also ihre originäre Zuständigkeit für Schulen und Hochschulen, dann stünden sie vor der Auflösung. Ja und, wenn schon. Bildung ist doch nicht fürs Überleben der Länder da! Sie ist die wichtigste Ressource der Bürger in der Wissensgesellschaft.

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