Ausstellung: Menschen – Zeiten – Räume

Über einhundert Jahre lang suchten Archäologen, Hobbygräber und deutsche Nationalisten gleichermaßen nach dem Ort der Varusschlacht, jenes berühmten Ereignisses, bei dem die Germanen drei römische Legionen im Teutoburger Wald vernichtend geschlagen haben.

Jetzt glaubt man endgültig fündig geworden zu sein: Bei Kalkriese nördlich von Osnabrück wurden offenbar die Spuren der Schlacht aus dem Jahre 9 nach Christus entdeckt, bei der tausende römischer Legionäre mit Hilfe des germanischen Spions Arminius getötet wurden.

Archäologen entdeckten neben vielen sehr kleinen römischen Fundstücken auch vermengte Tier- und Menschenknochen. Möglicherweise gehen diese Funde auf den Feldzug von Germanicus zurück, der sechs Jahre nach der Schlacht die im Feld zurückgebliebenen Legionäre bestattete.

Doch der Fund von Kalkriese markiert nur eine von vielen archäologischen Neuentdeckungen in Deutschland der vergangenen 25 Jahre. Die Ausstellung „Menschen – Zeiten – Räume“, zu der sich die Landesarchäologen aller Bundesländer zusammengeschlossen haben, gibt einen hervorragenden Überblick über neue Funde und neue Forschungsmethoden.

Die Schau verlässt dabei die Grenzen der klassischen Altertumskunde und integriert Forschungen zur Erdgeschichte vor mehreren hundert Millionen Jahren bis zu Entdeckungen aus der Nazizeit im Berliner Untergrund.

Zu den beeindruckendsten Fundstücken zählt ein versteinerter Riesenammonit (ein versteinertes Urtier) mit 141 Zentimeter Durchmesser, der vor rund achtzig Millionen Jahren lebte. Die ebenfalls ausgestellten Geschirrreste des berühmten Weinhauses von Lutter & Wegner gerieten dagegen erst während des Zweiten Weltkriegs während eines Bombenangriffs Ende 1944 in den Boden.

Die Ausstellung endet mit kleinen Blickfenstern auf naive Wandgemälde der Leibstandarte Adolf Hitler, die 1990, kurz nach der Wende, unter dem Potsdamer Platz gefunden worden sind.

Nicht nur besonders wertvolle Funde wie der keltische Schatz vom Glauberg (gelegen im Hessischen, im Niddatal, zwischen Gießen und Hanau) stehen im Mittelpunkt. Ebenso erläutert werden neue Forschungsmethoden und -möglichkeiten.

Das Ganze ist obendrein noch so vergnüglich und spannend aufbereitet, dass auch (im Museum üblicherweise schnell gelangweilte) Kinder hier ihren Spaß haben.

        KLAUS HILLENBRAND

Menschen – Zeiten – Räume – Archäologie in Deutschland. Eine Ausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte bei den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und des Verbandes der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland.Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist die Ausstellung noch bis zum übernächsten Wochenende (31. März) zu sehen. Vom 9. Mai bis 24. August 2003 gastiert sie in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschlandin Bonn. Der Katalog kostet 25 Euro.