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: PDS zeigt Sitz-Qualitäten

Toll. Super Idee, die die regierenden Sozialisten da gestern hatten. Eine Botschaft mittels Sitzen zu blockieren, die ohnehin total verrammelt ist. Das erregt Aufsehen. Nicht die Demo an sich. Denn die war mit rund 30 Teilnehmenden im Grunde etwas peinlich. Bemerkenswert ist hingegen die Tatsache, dass die PDS als in Berlin regierende Partei diese Form des Protests für angesagt hält. Ist das ein Ergebnis der „Zurück zu den Wurzeln“-Strategie der Parteivorsitzenden Gabi Zimmer? Besinnt sich die PDS so auf die Tradition der Arbeiterbewegung, wonach die Partei selbstverständlich das Volk auch auf der Straße organisieren sollte? Als die Grünen in den 80er-Jahren noch AKWs blockierten, hatte sich der Bürgerprotest erst zu organisieren begonnen. Da war es nur konsequent und erfolgreich, zivilen Ungehorsam auch mit Parteibutton zu üben. Wenn die PDS ein Vierteljahrhundert später Sitzblockaden probt, wirkt das nicht sehr originell.

KOMMENTAR von ADRIENNE WOLTERSDORF

Bleibt noch die Frage, ob die Parteistrategen es schlicht imagewirksam finden, sich mit der Friedensbewegung um die streng bewachten Asphaltquadratmeter vor der US-Botschaft zu rangeln? Tatsache ist, dass solche Graswurzelaktionen bei der PDS-Klientel wohl kaum noch verfangen. Die einen zu alt, um sich bei solchen Aktionen das Parteiherz zu wärmen. Die anderen so jung, dass sie sich gestern längst von den Anstrengungen der Vortagsdemos erholen mussten, die die Friedensbewegung früher, besser und effektiver organisierte.

Die Wahrheit ist, dass der Antikriegspartei PDS zu diesem Krieg wenig Eigenständiges eingefallen ist. Man kann auch sagen, die PDS hat selbst diese Chance verpasst, sich wieder in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen. Und das trotz zusammengezimmertem Profilierungskurs.