Gold für den Beerensammler

Die deutschen Biathlon-Männer holen bei der Weltmeisterschaft in Russland das erste Staffel-Gold seit sechs Jahren – trotz ungewohnt glitschiger Patronen

CHANTY MANSIJSK taz/dpa ■ Frank Ullrich musste im Zielraum einige Nüsse knabbern, um seine Nerven in Zaum zu halten. Der Auslöser für die Nervosität des Biathlon-Bundestrainers war Frank Luck, Schlussläufer der deutschen Staffel. Beim letzten Schießen des gestrigen WM-Rennens über die 4 x 7,5 Kilometer im sibirischen Chanty Mansijsk bückte sich der 35-Jährige gerade in aller Seelenruhe nach einer heruntergefallenen Patrone. „Ich dachte, ich werde verrückt. Er war so langsam, wie andere beim Heidelbeeren sammeln“, meinte Ullrich nach dem Rennen.

Luck fand die Patrone schließlich, drückte ab, traf und begab sich als Erster vor den Läufern aus Russland und Weißrussland auf die letzte Etappe. Und obwohl sein Vorsprung am Schießstand auf magere fünf Sekunden geschrumpft war, hatte er vor dem Ziel dann doch noch Zeit, eine deutsche Fahne zu greifen, um den ersten WM-Staffelsieg seit 1997 zu bejubeln.

Lucks Nervenspiel waren gute Schießleistungen von Peter Sendel, Ricco Groß und Sven Fischer vorausgegangen. Fischer übergab Luck beim letzten Wechsel sogar eine beruhigende 15-Sekunden-Führung, die der Schlussläufer durch ein fehlerfreies Liegendschießen noch auszubauen vermochte.

Dass es am Ende dann doch noch mal spannend wurde, erklärte sich Luck nach dem Rennen eloquent: „So eine Scheiße. Auf der glatten Matte bekam ich die Patrone einfach nicht zu greifen.“ Trotz alledem erntete er Lorbeer statt Heidelbeeren.