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: JENNI ZYLKA über Köche mit Ramses-Bärten

Iiiiih, München!

Jamie Oliver, das wurde an dieser Stelle bereits berichtet, ist ein flotter, um die Hüften charmant mit Love Handels beschwerter Londoner, dessen leicht heraushängende Zungenspitze ihn keineswegs vom „Genial Kochen“ abhält. So heißt nämlich auch seine reizende Kochshow auf RTL 2.

Ralf Zacherl dagegen ist ein Meisterkoch in einer Szenezwerg-Verkleidung (Glatze mit einer Art Ramses-Bart), dessen unglaubliche Sendung „Einfach Kochen“ wahrscheinlich so etwas wie die Pro7-Antwort auf Jamies smarten Küchenwitz sein soll. Sie ist das, was herauskommt, wenn Münchner P1-Bazis versuchen, auf East End zu machen. Als Pendant zu Jamies in der Synchronisierung leider verloren gegangenem Gelispel lässt man das schnöde Zacherl-Ei dermaßen näseln, dass man in der lautmalerischen Transkription seiner Erklärungsergüsse jedes Wort mit einem afrikanischen „Ng“-Laut anfangen müsste. Natürlich wackelt die Kamera auch ein wenig, aber meistens, denn die Traute hat Pro 7 dann doch nicht, steht sie in bester Biolek-Manier wie eine Eins starr über den Töpfen. Natürlich läuft auch ein wenig Musik im Hintergrund, aber anstatt der bei Jamie schlau ausgesuchten und eingesetzten britischen Hits kann man den Praktikanten quasi sogar SEHEN, der mit der Musikauswahl betreut wurde und sich im nächsten Hertie mit einem uncoolen „Ultra Lounge Hits Vol.1“-Sampler eingedeckt hat. Und natürlich zaubert auch Zacherl in einem schicken Loftstudio à la Jamie, aber das sieht ungefähr so sexy aus wie Hütters Junge Wohnwelt, ein Einrichtungshaus vor den Toren einer Großstadt.

Weil Pro 7 gemerkt hat, dass man mit Zacherl allein nichts reißen kann, stellt der Sender seinem Mann jedes Mal noch einen Sidekick, einen Gast zur Seite, der am Ende mitessen muss. Neulich zum Beispiel eine stumme Frau ohne Gehirn, aber mit vielen Haaren oben drauf. Als man schon ganz gerührt war, weil so selten Stumme in Kochshows auftreten, sprach sie doch: „Aha“ oder etwas ähnlich Kluges, danach war wieder Schweigen. War vielleicht auch besser so. Glücklicherweise sind Zacherls Rezepte nicht weiter interessant, so dass man „Einfach Kochen“ einfach vergessen kann.

Oder, noch besser, und damit sei auch der Zweck dieser kleinen Anti-Huldigung erklärt, man trifft sich hin und wieder in losen Abständen, um zusammen Zacherl zu gucken und dazu Stadtpläne von München zu verbrennen. Oder zumindest Schwabing herauszureißen.