tonspur
: Kinderstunden

Wie sag ich’s meinem Kind? Also, ich will mich hier gar nicht als naseweise Küchenpsychologin aufspielen, sondern nur ein paar Hinweise geben, wie ein altes Radio in Zeiten wie diesen Eltern und Kindern ein bisschen zur Seite stehen kann. Ziemlich blöd, wenn man kleinen Fragern erklären muss, was man selbst nicht erklären kann. Und ihnen Angst nehmen, wenn man selbst welche hat. Vielleicht nur ein wenig, aber immerhin: Zerstreuung und Erläuterung bietet da das Kinderradioprogramm.

„I’m afraid“, sagt da das kleine Mädchen. Sie lebt in den USA und findet es ziemlich unheimlich, dass ihr Land einen Krieg beginnen will. Die Umfrage unter amerikanischen Kindern konnte man am vergangenen Montag im Deutschlandradio hören. Genauer gesagt: in der Sendung „Kakadu“. Täglich sendet der schrille Vogel sein Kinderprogramm – immer montags ist Info-Tag. Aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse sowie Kino- und Lesetipps werden hier kindgerecht über den Sender geschickt, von Dienstag bis Sonntag sind Schwerpunktthemen und Hörspiele angesagt. („Kakadu“, Mo–So, 13.30 Uhr, DLR Berlin, www.dradio.de)

Informative und unterhaltsame Kindersendungen haben fast alle Rundfunkanstalten im Programm – oft zusätzlich ausgestattet mit einer ausführlichen Internetseite, auf der man sich weiterklicken oder einfach spielen und Spaß haben kann. Na ja, und die das schlimme Thema umfangreich dokumentieren. Die Sendung Lilipuz hat zum Beispiel ihre Kinder-Irak-Berichterstattung im Internet archiviert. Dort lernt man etwas über die Schulsituation im Irak oder über den Golfkrieg 1991. Und täglich gibt es die Kindernachrichten, natürlich auch offline. (Lilipuz, Mo.–So., 14.05 Uhr, WDR 5, www.wdr5.de/lilipuz)

Auch für die Kinder im Süden gibt es ein Extraprogramm – mit Nachrichten, Reportagen, Krimis, Hörspielen und dem Sonntagshuhn. (Radio Mikro, Mo.–So., 14.30 Uhr, BR2,www.br-online.de/kinder) Und für die Kinder mittendrin gibt es ähnliche Angebote im Hessischen und Südwestrundfunk. („Domino“, Mo.–Fr. 14.00, Sa. 14.05 Uhr, So. 8.05 Uhr, HR2 www.hr2.de/domino und „Dschungel für Kinder“, Sa. 14.04 Uhr, SWR2, www.kindernetz.de/dschungel)

So, und da wir uns jetzt genug über das Übel der Welt informiert haben (Erwachsene können das übrigens zur Zeit quasi überall rund um die Uhr, wahlweise halbstündlich im Deutschlandfunk), will ich noch zwei Kinderhörspiele vorstellen. Die zwölfjährige Tita kümmert sich in den Sommerferien 2002 noch nicht um den ganzen Irakwatsch, sondern um ihren Freund Leo, den sie auf einem Bauerhof kennen lernt. Was gar nichts Besonderes wäre, wenn Leo nicht noch im Jahr 1902 leben würde. Durch eine verzauberte Tür in der Waschküche können die beiden Kinder in die jeweils andere Welt eintreten. Tita wundert sich über Leo, der einen Füllfederhalter schnitzt und geschwollen erklärt, er sei 13 Lenze alt – Leo wundert sich über Tita, die große Worterfinderin, die komische Sachen sagt wie „ok“ oder „Flugzeug“. Trotz der Generationen, die zwischen den Kindern liegen, versuchen sie gemeinsam, Leos Mutter, die wegen einer Lungenentzündung im Sterben liegt, zu retten. Liebevoller Zeitensprung mit Spannung! („Tita und Leo“, So., 13.30 Uhr, DLR Berlin)

Ähnlich fantastisch ist das Abenteuer, das ein anderer kleiner Junge erlebt. Das Ganze fängt damit an, dass er nicht den gewünschten Tiger zum Geburtstag bekommen hat. Also träumt er sich sein eigenes Tierreich zurecht – das Mädchen dort ist ein Pony, der dicke Mann auf der anderen Straßenseite ein Mops. Als er auf der Dachterrasse seines Hochhauses den alten Sonderling Jan-Willem trifft, ist beider gemeinsame Wunschwelt nur noch einen Tigersprung entfernt. Pudidrien heißt das seltsame Land in „Jan-Willem, die wilden Tiere und ich“ (Sa., 14.05 Uhr, hr2) Schade, dass man sich die Länder nicht auch in Wirklichkeit so herrlich zurechtwünschen kann.

VERONA VON BLAUPUNKT