die anderen über us-raketen, massenvernichtungswaffen, die pax americana und das alte europa
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Die französische Tageszeitung Libération kritisiert: Der US-Krieg hat den Aufbau eines einheitlichen Europas verwüstet. Das Amerika von George W. Bush hat dazu geführt, Europa zu dreiteilen: Die Atlantiker um Großbritannien, die nicht mehr hören wollen, dass von einem politischen Europa gesprochen wird, und noch weniger von einer europäischen Macht. Dann die Gruppe der Neutralen, die selbstverständlich gegen den Krieg sind, und der Kern der Gründungsmitglieder eines gemeinschaftlichen Europas um Frankreich und Deutschland (weniger Italien), die sich gegen den amerikanischen Willen stellen, ohne jedoch die Wiedererneuerung eines politisches Europas vorangetrieben zu haben.

Die USA müssten im Irak Massenvernichtungswaffen finden, meint die Tageszeitung Die Presse aus Wien: Nach dem rechtlichen Konsens der letzten Jahre kommt das Verhalten George W. Bushs einem Kriegsverbrechen sehr nahe. Amerika hat nur ein Mittel, diesen Vorwurf widerlegen zu können: Wenn tatsächlich chemische oder andere Massenvernichtungswaffen gefunden werden – oder wenn Irak diese gar einsetzt. Dann wären die nach mehr als zehn Jahren noch immer über die Wirkung von Inspektionen schwärmenden Länder blamiert. Ansonsten ist dies jedoch Amerika.

Zum US-Raketenangriff auf Saddam Hussein schreibt die britische Zeitung The Guardian: Der Versuch, ein Staatsoberhaupt wie Saddam zu ermorden – oder zu „enthaupten“ –, wirft einige Fragen auf. Natürlich, die meisten Leute wären froh, wenn sie Saddam los wären, und in Anbetracht dessen, was in dieser Krisensituation auf dem Spiel steht, könnte es gerechtfertigt sein, ihn zu töten. Aber weit besser wäre es, ihn für seine Verbrechen vor Gericht zu stellen. Staatlich angeordnete Attentate schaffen fragwürdige Präzedenzfälle, die zu höchst unwillkommener Nachahmung führen könnten. Und wer unter Bushs Buhmännern könnte der Nächste sein? Nordkoreas Kim Jong-Il vielleicht? Die USA müssen vorsichtig vorgehen – denn die rechtliche und moralische Grundlage für diesen Krieg ist schon brüchig genug.

Die ungarische Tageszeitung Magyar Hirlap meint zum Krieg: Ob die Amerikaner das jetzt „Entwaffnung“ nennen oder „Feldzug“, ändert nichts: Am Donnerstagmorgen ist die Weltordnung post Jalta endgültig zusammengebrochen, und etwas Neues hat begonnen. Wenn wir jetzt fragen, ob das schon die Ära der Pax Americana ist, so ist die Antwort seit gestern eindeutig.