Lauf gegen Lauf

Heimstarke unter sich: Lässige Bochumer holen drei Punkte gegen fremdelnde Wolfsburger – mit Ansage

BOCHUM taz ■ Nein, allzu viel hat der VfL Bochum nicht dazu beitragen müssen, dass Wolfsburg mit 1:0 (1:0) geschlagen wurde. Auch nach der Winterpause pflegt der VfL im Ruhrstadion die heitere Gelassenheit des Heimstarken – Wolfsburg konnte die Lässigkeit jedenfalls nicht vertreiben. Zum Prüfstein der Bochumer Hausmacht und Gegentorlosigkeit dürfte erst die Partie gegen Bayern München in zwei Wochen werden. Bochum bleibt die beste Mannschaft des Ruhrgebiets.

Dabei sprach anfangs einiges für das Wolfsburger Team von Jürgen Röber. Bochums Abwehrblock musste auf Raymond Kalla und vor allem Philipp Bönig verzichten: Sein Vertreter Michael Bemben agierte gegen Juan Carlos Menseguez wie ein Nachwuchsspieler, zur Halbzeit blieb er in der Kabine. Bochums sonst so solidarischer Stürmer Peter Madsen, Paul Freier und Vahid Hashemian wetteiferten um den Preis des Ego-Shooters.

Egoist des Tages war der überdrehte Ex-Wolfsburger Madsen. Vor einem Jahr verließ der Däne Wolfsburg im Streit. Nun wollte es Madsen ganz allein mit Wolfsburg aufnehmen. „Stimmt schon“, auch Bochums Peter Neururer hatte das beobachtet, um dann gut gelaunt in die Runde zu fragen, ob auch Goalgetter Hashemian geheime Querverbindungen zu den Wolfsburgern unterhalte...

Geschmunzelt wurde schon in der ersten Halbzeit. Zwar sah die Fernseh-Statistik den VfL Wolfsburg bei Zweikämpfen oder Spielanteilen weit vorne, doch das einzige Tor des Spiels war bereits gefallen: Erst schlug Wolfsburgs Miroslav Karhan eine vom westfälischen Orkanwind verwehte Flanke fast spektakulär ins eigene Tor. Und während das Publikum noch über den Lapsus des niedersächsischen Effenberg-Doubles witzelte, köpfte Bochums Abwehrchef Frank Fahrenhorst die Ecke des erstarkten Spielmachers Darius Wosz ins Tor. Neururer freute sich gleich doppelt – er habe Fahrenhorsts Tor vor dem Spiel prophezeit: „Das Fahne traf, ist hervorragend im Sinne meiner Glaubwürdigkeit als Trainer.“

Für alle Beteiligten war die 30. Minute entscheidend für den weiteren Verlauf des Spiels: Dabei sei die Zuteilung bei Standartsituationen eindeutig besprochen worden, wusste Röber, Diego Klimowicz sollte Fahrenhorst decken. „Kann ich nicht verstehen“, auch Wolfsburgs Kapitän Stefan Schnoor war sauer auf seinen Mitspieler – sein Team sei eindeutig auf der Siegerstraße gewesen: „Eigentlich hätten die Bochumer in der ersten Halbzeit drei Stück bekommen müssen.“ Bochum sei doch nur bei Ecken und Freistößen gefährlich.

Mit dem 1:0 war der Sieges-wille der Autostädter indes wie weggeblasen. Wolfburg steckte auf – gerade mal vier Punkte konnte das Team bislang in der Fremde holen. Trainer Röber murmelte später heiser wie ratlos: „Eigentlich sollte das ja aus den Köpfen raus“. Langsam bekomme die Auswärtsschwäche wirklich eine Eigendynamik.

Einen ganz anderen Lauf bestaunt das Publikum derzeit im Ruhrstadion: Seit dem 20. September 2003 gelang den Gegnern kein Tor mehr. Und trotz Windregens hielt die Serie von Bochums Goalie Rein van Duinhoven am Samstag: „Das waren hier extreme Bedingungen“. Der Keeper freute sich über den „Arbeitssieg“ – und bei einigen tolldreisten Faustabwehren wird ihm wohl die Eigendynamik im Ruhrstadion geholfen haben.

CHRISTOPH SCHURIAN