15 Zeitungen in NRW werden zu Blättchen

Streiks bei der NRW-Tagespresse werden in dieser Woche fühlbar: Blätter werden dünner, der Arbeitskampf wird härter

DÜSSELDORF taz ■ Der Arbeitskampf bei den Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen spitzt sich zu. Nach Angaben des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) werden derzeit 15 Tageszeitungen bestreikt, weitere Urabstimmungen sind in Vorbereitung. „Rund 600 Kollegen befinden sich im Ausstand“, sagt DJV-Landeschef Gregor Spohr. Heute findet in Schwerte eine landesweite Streikversammlung statt.

Die Journalistengewerkschaften DJV und Verdi kritisieren die Voraussetzungen, mit denen die Zeitungsverleger Mitte Januar in die fünfte und bisher letzte Verhandlungsrunde gegangen sind. Es liege noch immer kein konkretes Angebot vor. Das, was der Verlegerverbund mache, sei „Wischi-Waschi“, sagte ein Gewerkschafter zur taz. Dabei sei den Arbeitgebern deutlich gemacht worden, dass die Redakteure in Krisenzeiten durchaus gesprächsbereit seien.

Der Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger kritisiert die Haltung der Gewerkschaften. Anja Pasquay, Sprecherin des Verbandes, sagt: „Der Quatsch mit dem Streik bringt uns keine Anzeige zurück.“ Denn schließlich liege es an den mageren Anzeigenerlösen, dass sich die Blätter die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften nicht leisten können. Pasquay kritisiert, dass die Gewerkschaften immer noch behaupteten, der Verlegerverband wolle immer noch eine Erhöhung der Arbeitszeit auf 40 Stunden erreichen und setze sich für eine Abschaffung der nach Berufsjahren gestaffelten Entlohnung ein. Das sei schon nicht mehr Teil der letzten Verhandlungen gewesen. Wichtig sei den Arbeitgebern, „dass über die Verringerung der Urlaubstage von 35 auf 30 und über die Verringerung des Urlaubsgeldes um 25 Prozent auf 75 Prozent eines Monatsgehaltes geredet wird“, sagt Pasquay. „Bevor es darüber keine Einigung gibt, können wir auch nicht über Gehälter reden.“

Bis es Mittwoch zu Gesprächen zwischen den Sozialpartnern kommt, dürften viele Zeitungen weiter als dünne Notausgaben erscheinen. Die Auseinandersetzungen um die Tarife hatten begonnen, nachdem die Verleger Ende 2002 den Manteltarifvertrag mit dem Verweis auf die schlechte Konjunktur gekündigt hatten und die seit Herbst laufenden Tarifverhandlungen zu keinem Ergebnis geführt hatten. Die Gewerkschaften fordern die Wiedereinsetzung des Manteltarifvertrages und orientieren sich mit ihren Gehaltsforderungen traditionell an den Abschlüssen in der Papier- und Druckindustrie. Der dort gültige Tarifabschluss garantiert den Arbeitern im ersten Jahr eine Gehaltserhöhung um 1,5 Prozent und ein Jahr später 1,7 Prozent. ELMAR KOK