Zäher Wille zum „Weiter so“

Parteibasis der Kölner Grünen bestärkt die Verfechter der schwarz-grünen Koalition mit den ersten Listenplätzen für die Kommunalwahl, interne Kritiker fallen durch. Scharfe Kritik an OB Schramma

Von Frank Überall

Die Kölner Grünen rüsten sich für den Wahlkampf um die Sitze im Stadtrat. Mit ungewohnt scharfen Worten griff vor allem die Führungsspitze beim Parteitag am Wochenende Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) an. „Schramma ist nicht der Vormund der Kölner Bürger und auch kein Stadtpräsident, sondern oberster Dienstleister. Er sollte lieber durch Bescheidenheit und Professionalität glänzen“, rief Ratsherr Jörg Frank in den Saal. „Wir haben als Grüne im Rathaus ständig zu kämpfen und wir lernen täglich dazu“, ergänzte die Fraktionsvorsitzende Barbara Moritz. Solche Sprüche waren Balsam für die grüne Basisseele. Prompt wurden beide als Spitzenkandidaten bestätigt.

Diejenigen, die die schwarz-grüne Koalition im Rathaus auf den Weg gebracht hatten, bewiesen zähen Willen zum Weitermachen. „Wir haben so viel beschlossen. Jetzt wollen wir auch daran mitwirken, dass es umgesetzt wird und funktioniert“, sagte ein Ratspolitiker. Entsprechend eintönig wirkt die Spitze der Ratsliste. Unter den ersten Rängen finden sich keine Neulinge, sondern „nur“ bekannte Gesichter. Unangefochten konnte sich neben Moritz nur Bürgermeisterin Angela Spizig ohne Gegenkandidatin durchsetzen. Auf allen anderen Positionen gab es zum Teil erbitterte Kampf-kandidaturen, die gleichzeitig zu Richtungsentscheidungen heraufbeschworen wurden. Klare Verlierer waren dabei die parteiinternen Kritiker.

Zum Beispiel Christoph Meertens, Gatte der früheren Kölner Grünen-Ratsfraktionsvorsitzenden und heutigen Kieler Justizministerin Anne Lütkes. Obwohl er Geburtstag hatte und schon auf Platz 4 die erste Kandidatur wagte, wurde er von den Mitgliedern schließlich gar nicht auf die Liste gesetzt. Ein Mitglied appellierte zuvor eindringlich an die Versammlung, Meertens müsse gewählt werden, weil vor allem in der Kulturpolitik der Fraktion sonst die Visionen fehlten. Ebenso „abgewatscht“ wurden Ratsmitglied Ralph Scherbaum, der sich für Arbeitnehmerpolitik stark gemacht hatte, sowie die frühere Mandatsträgerin Petra May, die der aktuellen Fraktion mangelnden Sachverstand für Umweltpolitik vorgeworfen hatte – beide wurden gar nicht mehr aufgestellt. Erfolgreich konnte sich dagegen Andreas Wolte durchsetzen, der im Stadtrat für einen Aspekt besonders eintreten will: Er wurde auf einen hervorragenden zehnten Platz gewählt, weil er sich dafür stark machte, das Feld der Lesben- und Schwulenpolitik nicht weiter alleine dem politischen Gegner zu überlassen. Gute Plätze holten auch die Neulinge Karin Schmidt (Kalker Bezirksvertreterin mit Schwerpunkten Frauen und Migration), die Rodenkirchenerin Sabine Müller sowie der Energie- und Umweltpolitiker Gerd Brust.

Wichtig war den meisten auch die Wiederwahl des Sozialexperten Ossi Helling, der sich überraschend gut an der Spitze behauptete. Die grüne Bürgermeisterin Angela Spizig kündigte in ihrer Rede an, dass sie auch weiterhin in dieser Funktion arbeiten möchte: „Zumal die Presse seit geraumer Zeit soweit ist, dass sie meinen Namen richtig schreibt!“