Blockaden und Yoga

In San Francisco wird bei Antikriegsprotesten Innenstadt lahm gelegt. Polizei nimmt bis zu 1.400 Personen fest

BERLIN taz ■ Blockierte Straßen, besetzte Gebäude, Straßenkämpfe und bis zu 1.400 Verhaftungen: Antikriegsproteste haben am Donnerstag die Innenstadt von San Francisco lahm gelegt. Die Polizei sprach laut San Francisco Chronicle von „absoluter Anarchie“.

Kundgebungen gegen den Irakkrieg gab es auch in ungefähr 500 anderen Orten in den USA. San Francisco bildete jedoch das Zentrum der Antikriegsproteste. Schätzungen über die Anzahl der Demonstranten wurden zunächst nicht bekannt. Die Behörden teilten jedoch mit, es sei die größte Kundgebung seit vielen Jahren.

Die Protestaktionen begannen noch vor dem Morgengrauen. Bis 7 Uhr Ortszeit hatten Friedensaktivisten auf rund 40 Kreuzungen Sitzblockaden errichtet. Teilweise ketteten sie sich an Metallrohren fest. Die Feuerwehr musste daraufhin mit Kreissägen anrücken. Unzählige Verkehrsteilnehmer wurden umgeleitet und standen stundenlang im Stau. Auch viele öffentliche Verkehrsmittel konnten zu einem großen Teil nicht mehr fahren.

Zwischen einem kleinen Teil der Demonstranten und der Polizei kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen. Die Polizisten setzten Schlagstöcke und Wasserwerfer ein. Zwei Polizisten und eine nicht bekannte Anzahl von Demonstranten wurden verletzt.

Die meisten Protestler gestalteten ihre Aktionen jedoch friedlich und einfallsreich. Zum Lärm von Hubschraubern und Polizeisirenen gesellte sich die Musik zahlreicher Bands, die sich spontan für einen Straßenauftritt entschieden. Auf der Market Street fand ein „Stricken für den Frieden“ statt. Auf der First Street übte sich eine Frauengruppe im „Yoga für den Frieden“.

Das konnte zahlreiche Pendler, die wegen der Demonstrationen nicht rechtzeitig zur Arbeit kamen, nicht überzeugen. „Falls sie damit versuchen, Leute auf ihre Seite zu bekommen, dann funktioniert das auf keinen Fall“, behauptete ein Autofahrer, der sich selbst als Kriegsgegner bezeichnete. Auch der Bürgermeister von San Francisco, Willie Brown, kritisierte die Demonstranten. Er sei ebenfalls gegen den Krieg. Aber das rechtfertige nicht die immensen Kosten, die der Stadt durch den Einsatz von rund 2.300 Polizisten entstünden. Allein für diesen einen Tag sollen sich die Kosten auf ungefähr 500.000 Dollar belaufen. Und die Demonstranten kündigten bereits an, die Proteste noch mehrere Tage lang fortzusetzen.

JAKOB SCHLINK