WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

„Führer Ex“, BAIZ, Christinenstr. 1, So., 21 Uhr

Demo gegen Sozialabbau, Alex, Sa., 16 Uhr

Am Donnerstag wird gegen die Atomlobby demonstriert, denn das Deutsche Atomforum tagt im Maritim Hotel. Selbstredend finden alle Mitglieder dieses Forums die Atompolitik der Bundesregierung zu lasch, mehr Meiler und mehr Atomenergie wären schöner. Eine Nulllösung allerdings ist für diese Menschen gar nicht vorstellbar. Nun also demonstrieren vor dem Hotel ein paar wackere Aktivisten, dass sie anderer Meinung sind. Das Kundgebungsmotto allerdings, „Fresst eure Atomscheiße selbst! Atomforum angreifen!“, ist von vorzüglicher Unbedarftheit. Am Samstag ist ebenfalls Demozeit, diesmal trifft sich das sozial bewegte Berlin an der Weltzeituhr, um „gegen Sozial- und Bildungsraub“ zu demonstrieren. Schön wäre, wenn die Massen kämen, doch offensichtlich ist den hiesigen Unterprivilegierten nicht klar, dass sie gegen eine Politik, die sie schädigt, demonstrieren können. Dass Politik Interessenvertretung ist, ist auch den meisten derer, die sich gegen den Sozialabbau äußern, absolut unklar. Den Senat, auch und gerade die PDS darin, freut’s. Am Sonntag zeigt man im BAIZ den Film „Führer Ex“ des reichlich skandalfixierten Regisseurs Winfried Bonengel. Soll hier mal stellvertretend für alle anderen dämlichen Filmvorführungsveranstaltungen gegeißelt werden, denn, liebe Politkids, die ihr glaubt, the revolution will be televised, das Medium Spielfilm ist gar nicht so dokumentarisch, und das, was ihr (so die Ankündigung) an dem Film „interessant“ findet, kann man auch an den Guido-Knopps’chen „Wir versöhnen das deutsche Volk mit seiner hässlichen Geschichte“-Dokus „interessant“ finden, es ist weder gut noch schlecht. Nur aufklärend ist es auf keinen Fall, schon gar nicht dieser Film. Aber was soll’s: Wahrscheinlich laden linke Clubs demnächst ganz engagiert zum gemeinsamen „Gernsehabend“-Gucken.

Anti-Atom-Demo, Friedrichstr. 151, Do., 16 Uhr