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: Drohende Kopflosigkeit im fußballerischen Dschungelkampf

Borussia Dortmund sackt langsam nach unten durch, und der Manager wird von dänischen Nachtmahren geplagt

Die Punkte waren mal wieder futsch für die Dortmunder Borussen, aber wenigstens wussten nach dem 0:1 gegen feixende Schalker hinterher alle, wovon Manager Michael Meier so träumt. Nicht etwa von den verpassten Torchancen in der Champions-League-Qualifikation gegen Brügge, die man als allnächtliches Déjà-vu-Erlebnis in seiner Seele festgebrannt wähnte. Nicht von einem herzhaften Würgegriff am Hals gewisser Journalisten, die ohne Unterlass die Finanzkalamitäten des BVB in die Welt posaunen. Nicht von 80.000 Zuschauern, die mit aneinander geketteten Füßen in einer langen Reihe in den Londoner Schuld-Tower geführt werden und dabei als traurige Borussen-Chain-Gang den Blues „Going Down Slow“ wimmern. Nicht von den beiden versiebten Elfmetern gegen Schalke. Und auch nicht, man staune, von Gerd Niebaum. Nein, Michael Meier träumt von Ebbe Sand.

„Wir haben uns auf dieses Spiel gefreut und dann einen bösen Traum gehabt, der am Ende Realität geworden ist“, berichtete der gramgebeugte Borussen-Funktionär, der selbst immer mehr aussieht wie ein Fleisch gewordener böser Traum.

Kurz zuvor hatte der Däne Sand, über dessen letztes Tor und seine genaue Datierung längst ein heftiger Archäologenstreit entbrannt ist, im Westfalenstadion zum 1:0 für Schalke getroffen. In der 89. Minute – wie sich das gehört, wenn man einen ohnehin wankenden Gegner endgültig in den Boden stampfen will. Es kommt aber auch wirklich knüppeldick im Moment für die Borussen. Anstatt ihren Rückrundenauftakt gnädig im Strudel der anderen Spiele untergehen zu lassen, wurde er der Fernsehnation am Freitagabend in all seiner öffentlich-rechtlichen Schaurigkeit live präsentiert. Ein fußballerischer Dschungelkampf par excellence, doch wo andere Sender Ekel fördernde Ingredienzen wie Kakerlaken, Spinnentiere und Küblböcks benötigen, reicht in der Bundesliga schon ein Fandel, um BVB-Coach Matthias Sammer zum Hilfeschrei „Holt mich hier raus“ bzw. „Hier geht’s um meinen Kopf“ zu bewegen. Ein geradezu genialer Regieeinfall, den fröhlichen Pianisten Herbert Fandel mit der Leitung dieses brisanten Spiels zu betrauen, einen Schiedsrichter, der stets über eine ganz eigene Sicht der Dinge verfügt und darob europaweit gefürchtet ist. Dass die Dortmunder jetzt aber sogar schon über Referees herfallen, die ihnen gleich zwei Elfmeter gönnen, sagt einiges über ihren Gemütszustand. Wovon Matthias Sammer in diesen Tagen träumt, möchten wir jedenfalls lieber nicht wissen. MATTI LIESKE