Amüsement im Leid

Die Luft zum Atmen wird für den FC St. Pauli in der 2. Liga nach dem 1:2 gegen den SSV Reutlingen immer knapper. Die Planungen für die Regionalliga beginnen

Sich zu amüsieren in dem man leidet – darüber weiß Nick Hornby in seinem Buchklassiker „Fever Pitch“ eindrucksvoll zu erzählen. Wenngleich seine Leidensfähigkeit mit Lieblingsclub Arsenal London gegenüber den unbeschreiblichen Schmerzen, die der FC St. Pauli seinen Fans bereitet, kaum nennenswert ist.

Und St. Pauli-Fans verstehen es, das von Hornby beschriebene Phänomen entsprechend zu überhöhen. Fans rufen im Internet nach der Niederlage gegen Reutlingen bereits dazu auf, den Verein durch frühe Buchungen von Regionalliga-Dauerkarten finanziell zu unterstützen.

Eine Leidensfähigkeit, die Hornby wohl tatsächlich amüsieren könnte. Doch am Spiel des Hamburger Abstiegskandidaten gegen den Mitkonkurrenten aus Reutlingen hätte der Schriftsteller kaum Freude gehabt. Trotz einer 1:0-Führung durch Fabian Gerber (21.) und einer roten Karte gegen den Reutlinger Marc Spanier (38.) verstand es St. Pauli nicht, den Ausgleich noch vor der Halbzeit zu verhindern.

„Wir haben gegen 10 Reutlinger gedankenlos angegriffen“, beschwerte sich Trainer Franz Gerber. Zwar führte dies zu zwei Großchancen durch den munter aufspielenden Nascimento, aber auch zu der Lücke, die Reutlingen in der Nachspielzeit zum 2:1-Siegtreffer nutzte. Mit dieser zweiten Reutlinger Chance im gesamten Spiel dürfte der ehemalige Jugendspieler des FC. St. Pauli, Jens Paeslack, dafür sorgen, dass demnächst einige jetzige Jugendspieler ihre Chance in der ersten Mannschaft des FC St. Pauli bekommen werden: als Regionalligaspieler. OKE GÖTTLICH