Bilder wie aus Vietnam

Das Zentrum für Gegeninformation hat TV- und Internet-Filme zum Irak-Krieg gesammelt, die der Normalmensch in der Regel versäumt

Irgendwann in den Tagen des Kriegsbeginns ist Dirk Evers dazu übergegangen, neben der Arbeit den Fernseher ohne Ton mitlaufen zu lassen. „Wenn etwas Interessantes kommt, springe ich schnell hin und schalte den Videorekorder ein“, sagt er. Evers gehört zu einem halben Dutzend Aktiven des „Zentrums für Gegeninformation/ Gegenbild“, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, „emotionalisierendes Bildmaterial“ zum Irak-Krieg zu sammeln. Aufklärerisches Material, das dem sporadischen Fernseh-Konsumenten oft entgeht, sei es weil er nicht verkabelt ist, weil er nicht bis in die Puppen wach bleiben kann oder von der Fülle des Programms überfordert ist.

„Die Mutter des Gedankens war, als Teil der Anti-Kriegsbewegung zu arbeiten“, sagt Evers. Er und seine Mitstreiter versuchten Bilder einzufangen, wie jene, die vor einem Vierteljahrhundert dazu beitrugen, den Vietnamkrieg zu beenden, weil die Menschen in der Heimat nicht mehr mitspielten. „Gegenbild“ versucht möglichst aktuell zu arbeiten. Für jede Woche erstellt die Gruppe einen Rückblick, der sonntags zwischen 16 und 19 Uhr im B-Movie, Brigittenstraße 5 auf St. Pauli, zu sehen ist. Individuell können die Videos auch im Café Elmenreich im Schauspielhaus geguckt werden.

„Es existiert viel alternatives Bildmaterial“, sagt Evers, der im Sommer für die Technik des Freiluft-Kinos im Sternschanzenpark sorgt. Das meiste davon werde allerdings erst gezeigt, wenn das Ereignis vorbei sei. Um aktuell bleiben zu können, verzichtet „Gegenbild“ darauf, das Material zu schneiden. Die Auswahl der aneinander gehängten Filme zeigt, dass das deutsche Fernsehen seine Gebühren zuweilen durchaus wert ist.

Gestern, am ersten Sonntag nach Beginn des Krieges, begann die Aufnahme mit Satire von Extra Drei. Es folgten Beiträge aus dem ARD-Weltspiegel über einen Alternativsender in New York City und die zerstrittenen Kurden im Nordirak. Ein Beitrag aus dem ARD-Kulturreport führte zu der bizarren Kriegs-Kunst-Sammlung der US-Armee im Fort Lesley. Die Kulturzeit von 3sat sprach mit Emmanuel Todd, Autor eines Nachrufs auf die Weltmacht USA. Ebenfalls aus 3sat stammte ein ORF-Nachrichtenbeitrag über die Waffensysteme der Alliierten und des Irak. „Oh nee“, stöhnte eine Zuschauerin angesichts der ausgefeilten Tötungsinstrumente in Computeranimation. Gernot Knödler

www.b-movie.de/no-blood-for-oil/