good bye, lufthansa von RALF SOTSCHECK
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Ich muss ja nicht mit Lufthansa fliegen. Sie wollen mich auch gar nicht als Kunden, glaube ich. Der Weg zur Internet-Buchung ist mit so vielen Hürden gepflastert, die letztendlich unüberwindbar sind. Bis ich zu dieser Erkenntnis gelange, dauert es allerdings eine Weile.

Die Website aufzurufen, ist zunächst kein Problem. Ich will von Dublin nach Frankfurt. „Entweder geben Sie den Flughafen an“, schnauzt mich das Elektronenmonster an, „oder Sie verzichten auf einen Direktflug.“ Außerdem müsse ich mich erst registrieren lassen, sonst gehe gar nichts. „Benutzername?“ Ich gebe ein: Ralf Sotscheck. Das akzeptiert er nicht. Der Benutzername müsse mit einem Buchstaben beginnen. „R“ zählt offenbar nicht zu dieser Kategorie.

Um Vielfliegerpunkte zu sammeln, will der virtuelle Mitarbeiter meine Kreditkartennummer. Das ist ungewöhnlich. Dass er aber auch meinen PIN-Code verlangt, ist unverschämt. Da kann ich ihm gleich die Kreditkarte zuschicken. Ich verzichte vorsichtshalber auf die Punkte. Nach dem bisherigen Verlauf der Buchung wird meine Geschäftsbeziehung zu Lufthansa eh von kurzer Dauer sein. Immerhin bin ich nun registriert. Auf meine Frage nach den Fluverbindungen erscheint ein orangefarbenes Feld, durch das ständig ein kleines schwarzes Flugzeug huscht. Nach zehn Minuten gebe ich auf. Ob die echten Flugzeuge bei Lufthansa genauso langsam fliegen wie die virtuellen?

Beim nächsten Versuch komme ich immerhin bis zu den Flugverbindungen. Dann fragt mich der Lufthansa-Trottel aus heiterem Himmel, welche Sprache ich bevorzuge. „Deutsch“, antworte ich und erhalte die Nachricht: „If you want to purchase these flights for the price below, please click on ‚Proceed with booking‘ “. Nur: Dieses Feld gibt es gar nicht. Ich suche jeden Quadratzentimeter des Bildschirms ab – ohne Erfolg. Die 10 Euro, die man bei der Online-Buchung spart, sind längst durch die Telefonkosten aufgebraucht.

Beim dritten Versuch stürzt der Computer ab. Na ja, besser als das Flugzeug. Beim vierten Versuch komme ich nicht mehr bis zur Website. Sie sei völlig überlastet, teilt der Server mit. Wahrscheinlich alles zufriedene Kunden, die ihre Dankesbriefe übermitteln. Nachts um halb zwei gebe ich auf. Ich habe inzwischen zwei Stunden mit dem elektronischen Lufhansa-Menschen geplaudert. Vermutlich ist es einfacher, eine halbe Tonne Plutonium oder ein Döschen Anthrax zu bestellen, als von der Lufthansa einen Flug zu erhaschen.

Liegt es vielleicht an mir oder an einer schlechten Telefonverbindung? Zur Sicherheit versuche ich es bei der irischen Aer Lingus. Die Buchung dauert keine fünf Minuten. Es gibt keine orangefarbenen Felder mit schwarzen Flugzeugen, die weder verschwinden noch irgendwo ankommen. Das Ticket nach Frankfurt wird mir zugeschickt. Als ich mir kurz darauf meine E-Mails ansehe, ist die Buchungsbestätigung von Aer Lingus bereits eingetroffen. Später kommt auch eine Nachricht von Lufthansa: „Welcome to Lufthansa“, so heißt es auf gut Deutsch. Good bye, Lufthansa. Go to hell.